Jani Silva sieht sich seit Jahren Morddrohungen bewaffneter Milizen ausgesetzt. Ihr mutiges Insistieren für eine nachhaltige Nutzung der Amazonasregion hat der kolumbianischen Umweltaktivistin national und auch international viel Respekt eingebracht. In Berlin führt sie in diesen Tagen Gespräche mit Nichtregierungsorganisationen und im Entwicklungsministerium. Am Dienstag nahm sie in Frankfurt/Main den hessischen Friedenspreis entgegen.
Seit 40 Jahren engagiert sich die 62-Jährige für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und den Aufbau einer Schutzzone in der Amazonasregion Putomayo, die Kleinbäuer*innen Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen und eine Perspektive abseits von Drogenkrieg und Gewalt ermöglicht. Ihre Organisation Adispa erwarb im Jahr 2000 auf 22 000 Hektar einen Landtitel für 800 Familien, die in der Schutzzone »La Perla Amazónica« ökologisch wirtschaften und in Frieden leben wollen. Das kollektiv mit ihren Mitstreiter*innen erarbeitete Konzept hat auch staatliche Stellen überzeugt.
Zwei Akteuren kommt Adispa hingegen in die Quere: den Kokaanbau fördernden Paramilitärs und dem chilenisch-britischen Konzern Amerisur, der in der Region nach Öl bohrt und mehrfach wegen der Kontaminierung von Flüssen angezeigt wurde. Im Oktober 2020 musste Silva 45 Stück Vieh, ein Dutzend Gänse, Enten, Hühner verkaufen und ins Exil in die Stadt Puerto Asís fliehen. »Es ging nicht mehr, die Morddrohungen waren massiv. Zweimal bin ich nur knapp entkommen«, erinnert sich Silva, die das Dorfleben vermisst, gegenüber »nd«. Wenn sie jetzt in der Amazonasregion unterwegs ist, dann meist in Begleitung etwa der Peace Brigades International oder von staatlichem Sicherheitspersonal.