Ein Einzelfahrschein für Bus und Bahn soll im Stadtgebiet von Berlin vom 1. Januar an vier Euro kosten. Vor zehn Jahren habe der Preis noch bei 2,70 Euro gelegen, rechnet am Freitag Brandenburgs Grünen-Landesvorsitzender Clemens Rostock vor. Wenn der Spritpreis an den Tankstellen im selben Zeitraum um 50 Prozent gestiegen wäre – »der Aufschrei wäre riesig«, meint Rostock.
Auch in Cottbus, Frankfurt (Oder) und Cottbus sollen die Einzelticketpreise steigen – um 20 Cent auf 2,70 Euro, in Potsdam ebenfalls um 20 Cent auf drei Euro. Das hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg am Mittwoch so angekündigt und mit gestiegenen Kosten für Kraftstoffe, Personal und Investitionen begründet, was von Bund und Ländern mit Zuschüssen nicht vollständig kompensiert werden könne. Im Durchschnitt sollen die Preise für die vielen verschiedenen VBB-Tickets in Berlin und Brandenburg zum 1. Januar um rund sechs Prozent angehoben werden.
»Bei steigenden Mieten, hoher Inflation und einem unsicheren Arbeitsmarktumfeld wäre es das Mindeste, die Fahrpreise stabil zu halten.«
Kristian Ronneburg Linke-Abgeordneter
Davon abgesehen werden in der Bundesrepublik das Deutschlandticket für den Nahverkehr und in Berlin das Sozialticket[1] für Bedürftige teurer. Solche Preisanhebungen seien nicht nur unsozial, »sie torpedieren auch das Ziel, mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen«, meint Clemens Rostock.
»Bei steigenden Mieten, hoher Inflation und einem unsicheren Arbeitsmarktumfeld wäre es das Mindeste, die Fahrpreise stabil zu halten«, sagt der Berliner Abgeordnete Kristian Ronneburg (Linke). Stattdessen werde nun »der Preis für das Deutschlandticket[2] weiter erhöht und auch viele weitere Ticketangebote im Berliner Nahverkehr werden teurer oder verschwinden«. Oppositionspolitiker Ronneburg fordert die in Berlin und Brandenburg Verantwortung tragenden Parteien auf, die Preiserhöhungen zurückzunehmen. Er beklagt: »CDU, SPD und BSW haben kein Interesse an bezahlbarer Mobilität.« Denn: »Ansonsten hätten sie weder einer Tariferhöhung im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg noch der Preiserhöhung für das Deutschlandticket zustimmen dürfen«.
Brandenburgs BSW-Landesvorsitzende Friederike Benda sieht die Schuld dagegen bei der Bundesregierung, in der das BSW nichts zu sagen hat. Mindestens neun Milliarden Euro wolle Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) der Ukraine jährlich für einen nicht zu gewinnenden Krieg geben, in dem jeden Tag Menschen unnötig sterben, erklärt Benda am Freitag. »Hunderte Milliarden fließen in die Aufrüstung«, bedauert sie. »Es ist weit mehr im Interesse der Bürger in Deutschland, den Preis des Deutschlandtickets stabil zu halten.« Dies habe Brandenburgs Verkehrsminister Detlef Tabbert (BSW) deutlich zum Ausdruck gebracht. Benda zufolge geht auch die Erhöhung der VBB-Ticketpreise auf bundespolitische Entscheidungen zurück. Denn die Preiserhöhungen würden mit gestiegenen Energiepreisen begründet und die seien ein Ergebnis der gescheiterten Sanktionen[3], mit denen sich die Bundesrepublik von billigem russischen Öl und Gas abgeschnitten habe.