Mit Transparenten, Trillerpfeifen und viel Tatendrang demonstrierten am Samstag beim jährlichen weltweiten Klimastreik allein in Deutschland nach Angaben von Fridays for Future mehr als 50 000 Menschen daran. Aktionen gab es in mehr als 80 deutschen Städten In Berlin seien es 4300, in Hamburg 5000 Teilnehmer*innen gewesen. Die Polizei sprach für Berlin von 3000 und für Hamburg von 2500 Demonstrierenden. Unter dem Motto »Exit Gas – Enter Future« forderten die Aktivist*innen den Ausstieg aus fossilem Erdgas und Investitionen in eine gerechte Energiewende[1]. »Die Bundesregierung sichert die Gewinne der fossilen Lobby, anstatt Wohlstand und Sicherheit der Bevölkerung im Blick zu haben«, kritisierte Nele Evers von Fridays for Future Deutschland.
Während die Gaslobby, die Regierungspartei CDU und ihre Wirtschaftsministerin Katherina Reiche immer neue Vorstöße gegen die Energiewende unternehmen, kämpft die Klimabewegung darum, Menschen für ihre Demonstrationen zu mobilisieren. [2]2019 waren deutschlandweit noch 1,4 Millionen Menschen für Maßnahmen gegen die Erderwärmung auf die Straße gegangen.
Doch nun wagt die Bewegung neben dem klassischen Klimastreik einen neuen Vorstoß. Einige der deutschen Klimagruppen, darunter Fridays for Future und Extinction Rebellion, haben sich dem neuen Bündnis »Draw the Line« angeschlossen. In dieser internationalen Allianz kooperieren Kirchen, indigene Gruppen und Umweltbewegungen aus 97 Ländern, um in den sechs Wochen vor dem UN-Klimagipfel in Brasilien die Regierungen mit verschiedenen Aktionsformen zum Handeln gegen die Klimakrise aufzufordern und symbolisch eine rote Linie gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen zu ziehen. Dafür organisierten sie eine weltweite Veranstaltungswoche, die in das Aktionswochenende mündete.
Laut dem Bündnis fanden weltweit über 600 Aktionen statt. Von Berlin über Paris und New York bis Johannesburg erstreckten sich die Aktionen gegen Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Gewalt. In London verkleideten sich Aktivist*innen als Milliardär*innen und »fossile Brennstoffbosse«, die vor dem britischen Finanzministerium Geld verschenkten.
Auch an Orten mit viel Repression gab es Aktionen. »Meine Kolleginnen in Indonesien, in den Philippinen und in der Türkei machen sich gerade Sorgen darüber, ob es sicher ist, jetzt auf die Straße zu gehen«, sagt die Aktivistin Kate Cahoon von der Klimaschutzorganisation 350.org[3]. »Aber wir finden Möglichkeiten, trotzdem sichtbar zu sein.«
In Indonesien liefen 50 Menschen entlang einer 60 Kilometer langen Linie von Nord nach Süd. »Das ist genau wie der Aufruf, eine Grenze für Gerechtigkeit zu ziehen«, beschreiben die Veranstalter*innen die Aktion auf Instagram.
Die Idee zu »Draw the Line« existiert erst seit einigen Monaten. Die Idee wurde von indigenen Gemeinschaften, hauptsächlich aus Lateinamerika und dem Pazifikraum, entwickelt. Bisher haben sich dem Bündnis weltweit mehr als 80 Gruppierungen angeschlossen, darunter Nichtregierungsorganisationen wie 350.org, Greenpeace, Oxfam und Transparency International. »Angesichts der ganzen Krisen auf dem Planeten – Klimakrise, Wirtschaftskrisen, Angriffe von rechts – müssen wir uns vereinen, auch über die Klimabewegung hinaus«, erklärt Kate Cahoon.