Die Herkunft bestimmt unser Leben mehr, als uns lieb ist. Wer in der Minijobfalle steckt, weiß das genauso wie Arbeiterkinder[1], die studieren und eine ihnen oft fremde akademische Welt betreten. Wer hingegen wohlhabende Eltern hat, erbt nicht nur Vermögen, sondern auch Status und Beziehungen. Werden zusätzlich Immobilien oder Betriebe weitergegeben, entstehen Werte, die durch Lohnarbeit kaum zu erreichen sind.
Eine OECD-Studie[2] zeigt, dass in kaum einem anderen Industrieland die ökonomische Ungleichheit so ausgeprägt ist wie in Deutschland. Dabei wird hierzulande seit Jahren über Chancengleichheit diskutiert – vor allem in der Bildung. Doch Reformen kommen nur schleppend voran. Dabei könnten Schulen ein wirkungsvolles Korrektiv sein.
Ein weiteres Mittel für mehr Gerechtigkeit ist eine konsequente Sozialpolitik, die Potenziale erkennt und fördert. Es reicht nicht aus, wenn sich Friedrich Merz (CDU) hinstellt und fordert, dass Minijobber 2000 Euro verdienen sollen[3]. Wer sich entwickeln soll, braucht Unterstützung. Doch eine Politik, die von Vorurteilen und Ängsten geleitet wird, ist dazu nicht in der Lage.
Schon in der Schule werden Potenziale übersehen. Noch nie gab es so viele Kinder, die zweisprachig aufwachsen. Doch der öffentliche Diskurs konzentriert sich fast ausschließlich auf Defizite beim Deutschlernen. Diese Haltung steht exemplarisch für das Versagen der Regierung Merz. Ihre Politik trägt dazu bei, dass wir uns immer weiter vom Ideal der Chancengleichheit entfernen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1194235.bildung-und-gerechtigkeit-von-wegen-chancengleichheit.html