In Gaza spielt sich eine humanitäre Katastrophe ab. Für die Vertreibung der Palästinenser, ihre Ermordung und die Zerstörung ihrer Häuser ist ein Akteur verantwortlich: die israelische Regierung. Internationaler Druck auf Tel Aviv[1] ist deshalb notwendig: durch Sanktionen gegen Regierungsmitglieder, Boykott von Siedlerprodukten sowie die Kündigung von Kooperations- und Handelsvereinbarungen. Falls das nicht zu Friedensverhandlungen führt, muss Israel international isoliert werden.
Diese Maßnahmen auf den Sport auszuweiten, wäre aber der falsche Weg. Erst kürzlich haben mehrere Experten des Uno-Menschenrechtsrates den Ausschluss Israels[2] von internationalen Fußballturnieren gefordert. Doch wie kann ein israelischer Fußballer für das Verhalten einer Regierung verantwortlich gemacht werden? Einer Regierung, die er möglicherweise ablehnt oder deren Parteien nicht gewählt hat. Das wäre Sippenhaft. Eine Suspendierung von Sportlern[3] ist nur dann gerechtfertigt, wenn der- oder diejenige sich an dem Krieg gegen die Palästinenser beteiligt, ihn öffentlich gutheißt oder sich in menschenverachtender Weise dazu geäußert hat.
Als Russland nach der Invasion der Ukraine fast komplett von Sportveranstaltungen ausgeschlossen wurde, haben westliche Sportfunktionäre das begrüßt. Jetzt sind sie zögerlicher. Doch schon dieser Ausschluss war falsch:[4] Nicht jeder russische Turner, Leichtathlet oder Ringer ist ein Unterstützer Wladimir Putins. So wie nicht jeder israelische Fußballer die Netanjahu-Regierung gutheißt.