Cambrai

Kriegsgeschichte

  • Gerd Fesser
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 20. November 1917 eröffneten die englischen Truppen bei Cambrai (Nordfrankreich) im Morgengrauen heftiges Artilleriefeuer auf die deutschen Stellungen. Schon nach wenigen Minuten hörten die deutschen Soldaten von den vorderen Schützengräben aus Motorengeräusche und ein eigenartiges metallisches Scheppern. Plötzlich tauchten aus dem Herbstnebel feuerspeiende stählerne Ungetüme auf: englische Panzer! Die meisten deutschen Soldaten hatten noch nie einen Panzer gesehen und wurden von panischem Schrecken ergriffen.

Seit 1916 waren bereits englische Panzer (aus Tarnungsgründen »Tanks« genannt) auf dem Gefechtsfeld aufgetaucht. Wegen ihrer Störanfälligkeit und Langsamkeit hatten sie aber nur wenig ausrichten können. Bei Cambrai wurden sie zum ersten Male in großer Zahl eingesetzt: insgesamt 476 Fahrzeuge. Und sie errangen einen durchschlagenden Anfangserfolg: Sie walzten die Stacheldrahtverhaue nieder, rissen in engem Zusammenwirken mit sechs Infanteriedivisionen die deutsche Front in neun Kilometer Breite auf und drangen bis zu sieben Kilometer weit vor. 7000 Deutsche gerieten in Gefangenschaft.

Da erst am Nachmittag des 20. November drei englische Kavalleriedivisionen anrückten, um den Durchbruch auszubauen, derweil sich aber der deutsche Widerstand wieder organisiert hatte, verpuffte die Wirkung des »Tankschrecks«. Am 30. November traten 18 deutsche Divisionen überraschend zum Gegenangriff an. Bis zum 6. Dezember eroberten sie den größten Teil des verlorenen Geländes zurück und erbeuteten dabei 90 Panzer. Für die deutsche Oberste Heeresleitung Bestärkung in ihrer Überzeugung, es sei nicht erforderlich, eine eigene Panzertruppe aufzubauen. Bis Ende 1917 wurde zwar der schwere Panzer A7V (32 Tonnen) entwickelt, doch es wurden nur 20 Stück produziert. Eine Massenproduktion von Panzern wäre nur bei gleichzeitiger Reduzierung des U-Bootbaus oder der Munitionserzeugung möglich gewesen. In Frankreich hingegen wurden mehr als 3000 leichte Panzer des Typs Renault M produziert, die entscheidenden Anteil an den erfolgreichen Offensiven der Entente im Sommer 1918 hatten.

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