nd-aktuell.de / 05.10.2025 / Politik

Drohnensichtung beflügelt Aktienkurse

Unternehmen aus Australien verkaufen Hochenergie-Laser und KI-gestützte Erkennungssysteme

Barbara Barkhausen, Sydney
Zuletzt fielen am Freitag wegen Sichtung unbekannter Flugobjekte am Airport München zahlreiche Flüge aus.
Zuletzt fielen am Freitag wegen Sichtung unbekannter Flugobjekte am Airport München zahlreiche Flüge aus.

In den vergangenen Tagen ist der europäische Luftraum erneut Ziel unbemannter Flugkörper geworden[1]: Nach Sichtungen in Dänemark mussten auch Flüge von Flugzeugen in Norwegen sicherheitshalber umgeleitet werden. Die Regierung in Kopenhagen sprach von »hybriden Angriffen«, die von einem staatlichen Akteur ausgehen könnten. Die europäischen Verteidigungsminister wollen nun eine kontinentale »Drohnenmauer« errichten, um die eigenen Grenzen besser vor illegalen Flugobjekten zu schützen.

Die Vorfälle haben nicht nur verwundbare Infrastrukturen aufgezeigt, sie treiben auch eine globale Rüstungsindustrie an, deren Innovationen und Lieferketten weit über den Kontinent hinausreichen. Aktuell rücken australische Anbieter von Anti-Drohnen-Technik ins Blickfeld – von hochpräzisen Laserwaffen bis hin zu Störsystemen. Bei ihnen schnellen die Aktienkurse nach oben und die Auftragsbücher füllen sich.

Ein in Canberra entwickelter Hochenergie-Laser der Firma Electro Optic Systems (EOS) ist eines der Geräte, das derzeit für internationales Aufsehen sorgt. Der Laser, intern »Apollo« genannt, kann nach Firmenangaben Dutzende Drohnen pro Minute neutralisieren und das zu sehr niedrigen Stückkosten: rund einem Dollar pro Schuss. Damit ist das System schneller und deutlich preiswerter als klassische Abwehrmunitionssysteme. Es deckt alle Richtungen ab, auch nach oben, und ist so flexibel, dass es auf Fahrzeugen oder in Containern eingesetzt werden kann. Ein westliches Nato-Land habe die Technologie bereits geordert, um seine Luftabwehr zu verstärken, heißt es.

EOS entwirft, entwickelt und fertigt nach eigenen Angaben hochpräzise ferngesteuerte Waffensysteme seit fast 40 Jahren. Das Portfolio reicht von ferngesteuerten Waffenplattformen, die auf Fahrzeugen montiert sind, über Hochenergie-Laserwaffen und Gegen-Drohnen-Systeme bis hin zu Weltraum-Kontrolldiensten. Der EOS-Vorstandsvorsitzende Andreas Schwer freut sich natürlich über neue Entwicklungen: »Es gibt eine Paradigmenverschiebung in der Kriegsführung, insbesondere in der Ukraine, die durch Drohnen ausgelöst wurde«, sagte Schwer dem australischen Sender ABC.

Der Firmenchef ist Deutscher mit langjähriger Erfahrung in der globalen Rüstungsindustrie. Unter anderem arbeitete er 14 Jahre für Airbus und fünf Jahre für Rheinmetall. Seine Rechnung ist einfach: »Eine Drohne kostet etwa 1000 Dollar, eine Rakete, um sie abzuschießen, 500 000.« Daher gilt die kostengünstigere EOS-Laserlieferung nach Europa als Meilenstein – technologisch wie kommerziell – und hat das Interesse an australischen Hochtechnologieexporten weiter angefacht.

Zu den weiteren Profiteuren gehört DroneShield. Das Unternehmen setzt auf softwaregetriebene Gegenmaßnahmen: Stationäre und tragbare Sensoren melden Drohnenaktivitäten, während sogenannte Drohnengewehre Funkverbindungen stören, ohne tödliche Munition einzusetzen. Die auf den ersten Blick an wuchtige schwarze Gewehre erinnernden Geräte werden in einer umgebauten Wollscheune in Pyrmont, einem Stadtteil von Sydney, ausgestellt. CEO Oleg Vornik, der als Jugendlicher zunächst aus Russland nach Neuseeland auswanderte, übernahm 2016 die Geschäftsführung und hat das Unternehmen seitdem zu einem Anbieter gemacht, der sich vor allem auf Software, Künstliche Intelligenz und moderne Fertigungsverfahren stützt.

DroneShield aktualisiert seine Software alle 90 Tage, um mit den schnellen technischen Weiterentwicklungen Schritt zu halten. Das hat dem Unternehmen bereits geholfen, Kunden in mehr als 70 Ländern, darunter in Europa, Nord- und Südamerika, zu gewinnen. Mitte September überschritt das Unternehmen die Marke von 4000 weltweit verkauften Systemen. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2025 lag bei mehr als 170 Millionen australischen Dollar (rund 95 Millionen Euro), der Nettogewinn allerdings nur bei 2,1 Millionen Dollar. Dass viele Staaten Erkennungssysteme – genau das Kerngeschäft von DroneShield – aufbauen wollen, könnte dem Unternehmen nun einen milliardenschweren Markt eröffnen.

Das treibt natürlich gerade die Kurse der australischen Anbieter an: In der vergangenen Woche legten DroneShield und EOS an der australischen Börse ASX jeweils um rund 16 Prozent zu. Anfang dieser Woche ging es dann erneut zweistellig nach oben. Bei DroneShield summiert sich der Kursgewinn seit Jahresbeginn auf astronomische 475 Prozent.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193954.ukraine-krieg-russische-drohnen-in-polen-abgeschossen.html