nd-aktuell.de / 07.10.2025 / Politik

Lindner mit neuem Job

Im November endet Karenzzeit des Ex-Vizekanzlers

Patrick Lempges
Christian Lindner, ehemaliger Bundesvorsitzender der FDP, wechselt in die freie Wirtschaft.
Christian Lindner, ehemaliger Bundesvorsitzender der FDP, wechselt in die freie Wirtschaft.

Der frühere FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner[1] verlässt die politische Bühne und wechselt in die Privatwirtschaft. Das Bundeskabinett entscheidet am Mittwoch über die erforderlichen Genehmigungen; nach Ablauf der einjährigen Karenzzeit im November darf der ehemalige Finanzminister neue berufliche Aufgaben übernehmen.

Konkret soll der 46-Jährige als unabhängiges Mitglied in den Aufsichtsrat des digitalen Personaldienstleisters Stepstone Group einziehen, einer Beteiligung des US-Investmentfonds KKR und der Axel Springer[2] SE. Stepstone betreibt international zahlreiche Jobportale und bietet Lösungen im Bereich Online-Recruiting an. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen gut eine Milliarde Euro Umsatz. Seit April hatte Lindner bereits als Referent zu Geopolitik und Weltwirtschaft an Konferenzen im In- und Ausland teilgenommen. Lindner hat nach Angaben seines Umfelds Genehmigungen für dieses und weitere wirtschaftliche Engagements beantragt.

Der Wechsel in die Wirtschaft markiert den endgültigen Schlusspunkt einer politischen Karriere, die über Jahre eng mit dem Kurs und dem Image der FDP verbunden[3] war. Als jüngster Parteivorsitzender in der Geschichte der FDP führte Lindner die Liberalen nach dem historischen Scheitern bei der Bundestagswahl 2013 in den Bundestag zurück. Unter seiner Führung inszenierte sich die FDP als digitale Modernisierungspartei und gewann 2017 mit 10,7 Prozent den Wiedereinzug ins Parlament. Im Kontext der Coronakrise ab 2020 wurde das Image der FDP stetig populistischer.

Nach Rückkehr in die Regierung 2021 mit satten 11,5 Prozent führten Lindners taktische Wendungen bald zum Scheitern der Liberalen und zur schleichenden Entfremdung zwischen Partei und Wählerschaft. Die FDP ersetzte ihr Modernisierungsversprechen durch rechtslibertären Kulturkampf und machte sich als dritte rechte Partei letztlich unbedeutend.

Nach dem Einbruch auf 4,3 Prozent bei der Bundestagswahl 2025 – das historisch schlechteste Ergebnis der FDP – erklärte Lindner seinen Rückzug aus der Politik. Sein Weggang markiert einen abermaligen Neuanfang der Liberalen, für die endgültig die Ära ihres prominentesten Retters und Zerstörers endet. Mit dpa

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189310.fdp-chef-christian-lindner-zieht-sich-zurueck-der-besserverlierer.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187424.yad-springer-zeitung-wegen-siedlungen-im-westjordanland-in-der-kritik.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193114.mitgliederbefragung-fdp-reloaded-n-ein-neues-grundsatzprogramm-fuer-die-liberalen.html