Vor zehn Jahren flüchtete Samineh Mohammadtaheri aus dem Iran. In Forst in der Niederlausitz musste sie von vorn anfangen. In ihrer Heimat war sie Maskenbildnerin beim Film und beim Fernsehen und hatte nebenher Politik studiert. In der Bundesrepublik lernte sie erst einmal Deutsch, was ihr unter anderem durch ein Praktikum in einem Kindergarten schneller als anderen Geflüchteten gelang. 2017 begann die damals 32-Jährige in einem Cottbuser Friseursalon und Kosmetikstudio eine Ausbildung zur Friseurin. Bereits nach zweieinhalb Jahren hatte sie ihren Gesellenbrief, dem im Februar 2022 der Meisterbrief folgte. Inzwischen hat sie einen freigewordenen Friseursalon in Forst übernommen.
»Ich bin um 4 Uhr aufgestanden und habe gelernt«, beschreibt Mohammadtaheri ihren Weg in die erlangte Selbstständigkeit. »Betriebswirtschaft ist mir besonders schwer gefallen. Sobald ich vom Unterricht nach Hause kam, habe ich Mathematik geübt. Ich hatte keinen Urlaub, keine Zeit für die Familie, es war viel Stress, doch es hat sich gelohnt.«
Die Handwerkskammer Cottbus präsentiert den Fall auf ihrer Internetseite mit Text und Foto als gelungenes Beispiel für eine Unternehmensnachfolge, die leider in der Lausitz oft nur schwer zu finden ist. »Samineh Mohammadtaheri ist ihren Weg konsequent gegangen und hat die Bildungschancen in unserem Land genutzt«, lobt Handwerkskammerpräsidentin Corina Reifenstein. Durch Ehrgeiz und gute Ausbildung sei es der Iranerin gelungen, ihren Gesellenbrief ein halbes Jahr früher in der Hand zu halten als üblich. Durch Übernahme des Salons in der Bahnhofstraße von Forst bleibe den Kunden vor Ort die Dienstleistung erhalten.
Am Donnerstag bekam Samineh Mohammadtaheri von Brandenburgs Innenminister René Wilke[1] (für SPD) und von der Landesintegrationsbeauftragten Diana Gonzalez Olivo[2] einen von vier dieses Jahr vergebenen Integrationspreisen[3]. Die anderen Preise gingen an den Cottbuser Dieter Langwagen für sein Engagement in einem Sprechcafé und an die Vereine Sekiz in Potsdam und Opora in Eberswalde. Das Preisgeld für alle zusammen beträgt 6000 Euro.
Einer Jury hatte aus 37 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Zu Samineh Mohammadtaheri hieß es, sie habe sich regelmäßig in unterschiedliche zivilgesellschaftliche Netzwerke eingebracht und auch bei Veranstaltungen mit sozialem Charakter. Sie sei »Mitstreiterin, Zuhörerin, Macherin, Netzwerkerin, Partnerin und Brückenbauerin für eine gelingende Integration[4] von Menschen mit Migrationshintergrund«.