nd-aktuell.de / 20.10.2025 / Wirtschaft und Umwelt

Chinas Fokus auf Robotik und Renminbi

Konflikt mit den USA überschattet KP-Beratungen über den nächsten Fünfjahresplan

Hermannus Pfeiffer
China ist mit führend in der Robotik – und gibt sich auch sonst kämpferisch.
China ist mit führend in der Robotik – und gibt sich auch sonst kämpferisch.

Keine Rohstoffe mehr für westliche Rüstung: China verbietet den Export von Seltenen Erden für militärische Zwecke. Den Hintergrund zu dieser aktuellen Meldung liefert der Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten. In diesem berufen sich beide Länder auf ihre nationalen Sicherheitsinteressen, um die jeweiligen Maßnahmen zu rechtfertigen. Während US-Präsident Donald Trump den Zollhammer schwingt und Firmen auch in Europa unter Druck setzt, baut China auf seine weltweit begehrten Seltenen Erden. Die Volksrepublik hat eine Vormachtstellung in Abbau und insbesondere der Verarbeitung dieser Metalle, die auch für zahlreiche Zukunftsindustrien benötigt werden. [1]

Der Handelskonflikt verdeckt indes, dass China genügend hausgemachte Probleme hat. Mit einem neuen Fünfjahresplan will Peking Lösungen finden. Am Montag eröffnete Präsident Xi Jinping die vierte Plenarsitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, die vier Tage dauern soll. Auf der Sitzung wird der 15. Fünfjahresplan für den Zeitraum von 2026 bis 2030 erarbeitet. »Beobachter sehen ihn zugleich als Schlachtplan für den harten Wettbewerb mit den USA«, schreibt die »Wirtschaftswoche« martialisch.

Das Wirtschaftswachstum schwächte sich im dritten Quartal 2025 auf 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab, meldete das Statistikamt in Peking am Montag. In den ersten drei Quartalen insgesamt legte die Wirtschaftsleistung um 5,2 Prozent zu. Das offizielle Wachstumsziel von fünf Prozent für das Gesamtjahr bleibt damit erreichbar. Das Plus wurde jedoch hauptsächlich durch starke Exporte gestützt, die im Westen zunehmend zu einem Politikum werden. Die Binnennachfrage der 1,4 Milliarden Chinesen blieb dagegen recht schwach, und die Investitionen der Wirtschaft gingen sogar zurück; im dritten Quartal sanken sie um 6,6 Prozent.

Der erste Rückgang seit Jahren war breit angelegt und betraf Investitionen in die industrielle Fertigung, in Infrastruktur und Immobilien. Was China besonders hart trifft, waren doch in der Vergangenheit die extremen Wachstumsraten vor allem von öffentlichen Investitionen und einem Bauboom in den Großstädten getrieben. Als Erfinder dieses modernen Chinas gilt Deng Xiaoping (1904–1997).[2] Nach dessen Lesart ist Marktwirtschaft kein exklusives Produkt des Kapitalismus, sondern könnte auch dem Sozialismus dienen. Die Kommunistische Partei billigte 1992 Dengs Vorhaben, eine »sozialistische Marktwirtschaft« aufzubauen. Private Unternehmen wurden gestärkt, Staatsbetriebe erhielten mehr Spielraum. Auch das Banksystem wurde neu gestaltet, und im Jahr 2002 trat China der Welthandelsorganisation bei. Tatsächlich lösten die Beschlüsse einen Wachstumsschub mit teilweise zweistelligen Wachstumsraten aus. Damit war China in der kapitalistischen Globalisierung angekommen, zu deren großem Profiteur die Volksrepublik als »Werkstatt der Welt« wurde. Seit Dengs Verfassungsreform hat sich die Wirtschaftsleistung verfünfzigfacht.

Die aktuellen geopolitischen Spannungen könnten jedoch die Exporte und damit das chinesische Geschäftsmodell stärker belasten. China setzt bereits verstärkt auf Nicht-US-Märkte, so legten in den vergangenen Monaten die Ausfuhren nach Europa deutlich zu. Beispielsweise verzeichnete der Hamburger Hafen im ersten Halbjahr ein sehr kräftiges Wachstum beim Containerumschlag[3] (9,3 Prozent) – dank China. Es ist jedoch ungewiss, wie aufnahmefähig die Märkte in Asien und Europa für die Importe aus dem Reich der Mitte dauerhaft sind.

Dabei ist Europa nicht allein von Seltenen Erden abhängig, sondern etwa auch von Medikamenten wie Antibiotika und Schmerzmitteln, warnte der Branchenverband Pro Generika gerade. Schwache Nachfrage und immer stärkere Konkurrenz in China dämpfen andererseits bei deutschen Unternehmen die Gewinnerwartungen deutlich. Darauf weisen Umfragen der deutschen Auslandshandelskammer in Peking hin. Schon 2024 waren deutlich weniger Autos und Maschinen nach China geliefert worden als im Vorjahr.

Die Beratungen über den Fünfjahresplan könnten bereits einige aussagekräftige politische Signale für die langfristige Perspektive liefern, auch wenn der detaillierte Plan erst im März nächsten Jahres veröffentlicht wird. »Wir gehen davon aus«, schreiben etwa die Volkswirte der Commerzbank, »dass China sich weiterhin auf Innovationen und die Entwicklung von KI-Software, Halbleitern und Robotik sowie auf Bereiche wie Pharmazeutika und grüne Energie konzentrieren wird«. Die Internationalisierung des Renminbi wird ein weiteres zentrales Thema sein. Auch andere Beobachter erwarten, dass Peking die Gelegenheit nutzen und die Rolle der chinesischen Währung zu stärken versuchen wird – auf Kosten der Vereinigten Staaten und des US-Dollar. Schließlich dürften globale Investoren ein Interesse daran haben, ihre Portfolios außerhalb der Trump-geschüttelten USA zu vergrößern.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170398.seltene-erden-der-rohstoff-fuer-die-energiewende.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/803631.nach-den-steinen-tastend-den-fluss-ueberqueren.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1158703.nordseehaefen-auch-eine-oekologische-chance.html