Kosovo-Albaner kompromisslos

Parlamentswahlen in der Konfliktprovinz

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Mit dem Aufruf »Nicht wählen!« sind etliche Wahlplakate in der südserbischen Provinz Kosovo überschrieben, deren Bewohner am heutigen Sonnabend über die Zusammensetzung des Parlaments und der Gemeindevertretungen bestimmen sollen.

Der Aufruf gilt nicht den rund 100 000 Serben in Kosovo. Deren große Mehrheit wird die Wahl ohnehin boykottieren – wie die Albaner seit Jahren alle serbischen Wahlen ignorieren. Nein, auch die Albaner sollen die Stimmabgabe verweigern. Das fordert die radikale Bewegung »Vetëvendosje« (Selbstbestimmung), denn nicht Wahlen gehörten auf die Tagesordnung, sondern ein Referendum über die Unabhängigkeit. Die seit 1999 andauernde »Kolonialherrschaft« der UN-Mission in Kosovo (UNMIK) müsse ein Ende haben.

Das meinen zwar auch die Parteien, die sich zur Wahl stellen, doch die setzen darauf, dass sie Kosovos Unabhängigkeit eben mit Hilfe ihrer ausländischen Fürsprecher erstreiten. Als deren wichtigster gilt George W. Bush, der im Juni in Albaniens Hauptstadt Tirana verkündete: »Früher oder später muss man sagen: Genug ist genug, Kosovo ist unabhängig.« Veton Surroi, Vorsitzender der Partei Ora, wirbt denn auch mit einem Plakat, das ihn an ...


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