nd-aktuell.de / 24.10.2025 / Kommentare

Spielt miteinander!

Sebastian Weiermann über positive Einflüsse von Spielen

Sebastian Weiermann
Flugrouten lernen, damit die eigenen Zugvögel schnell ankommen.
Flugrouten lernen, damit die eigenen Zugvögel schnell ankommen.

Vielleicht denken Sie bei Spielen[1] auch zuerst an sowas wie Monopoly und vielleicht sogar an den letzten Streit, den es dabei gegeben hat. Der linke Liedermacher Franz-Josef Degenhardt sang schon 1971 über das Spiel, berichtete von einem zweifach tödlichen Streit, den es bei einer Partie gegeben habe, und geißelte die Konkurrenz als oberstes Gebot[2] in Spiel und Gesellschaft. Oder, um es mit einem anderen Musiker, Klaus Lage, zu sagen: »Monopoly, Monopoly. Wir sind nur die Randfigur’n in einem schlechten Spiel. Monopoly, Monopoly, und die Herrn der Schlossallee verlangen viel zu viel.«

Wenn Sie Spiele so sehen, habe ich eine gute Nachricht für Sie: Spiele müssen heute nicht mehr so aussehen. Klar, es gibt Spiele, die aufs Gegeneinander aus sind, und das teilweise in ziemlich kriegerischer Aufmachung. Aber im Großen und Ganzen hat sich die Spielewelt, seitdem Lage über Monopoly gesungen hat, doch sehr geändert. Kooperations- und Wissensvermittlung werden heute großgeschrieben. Bei »Bomb Busters«, dem »Spiel des Jahres«, geht es darum, gemeinsam Bomben zu entschärfen. Andere derzeit sehr beliebte Spiele sind nah an wissenschaftlichen Themen, etwa der Erforschung der Tiefsee. Auch historisch-politisch kann es in Spielen werden. Bei der Essener Spielemesse wurden Spiele vorgestellt, in denen man um die Republik in Spanien kämpfen oder zum Teil des niederländischen Widerstands gegen die Nazis werden kann. Spielspaß und Wissensvermittlung gehen da nicht selten Hand in Hand.

Noch etwas, das gut ist am Spielen: Es ist kommunikativ. Wir alle verbringen heute viel Zeit vor größeren oder kleineren Bildschirmen. Klar kommunizieren wir dabei. Aber ein Abend am Küchentisch, bei dem wir lachen, quatschen und uns foppen, ist dann doch etwas anderes, als Textnachrichten und Bildchen hin- und herzuschicken. Und wer weiß, beim gemeinsamen Spielen kann man vielleicht auch Pläne schmieden[3], wie es im Job oder in der Nachbarschaft anders und besser werden kann und welche Formen der Kooperation dafür nötig sein könnten. Konkurrenz als oberstes Prinzip ist im Spiel ein Thema von gestern. Gut wäre, wenn das in der Gesellschaft auch so wäre.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1194992.brettspiele-koffer-voller-spiele.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1182787.die-stimme-der-vernunft-monopoly-tristesse-auf-dem-brett.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1138081.brettspiele-die-grenzen-des-spielbaren.html