Ein Schüler kostet 7000 Euro im Jahr

Studie zu Kosten für staatliche Schulen / Freie Träger fordern mehr Geld

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Ist es gut oder schlecht, dass ein Schüler in Berlin mehr kostet als in anderen Bundesländern? Verschwendet das Land Geld oder ist uns Bildung nur mehr wert? Diese Fragen konnten gestern auch die Professoren des Steinbeis-Transferzentrums nicht beantworten. Sie legten nur die Zahlen ihrer Studie vor. Nach Auswertung der Rechnungen von 2004 ermittelten sie, dass Schüler an staatlichen Schulen mehr als 1000 Euro mehr kosten als offiziell angegeben.

Ein Berliner Grundschüler kostete 2004 demnach 6266 Euro, ein Realschüler 5989, ein Gymnasiast 6659, ein Gesamtschüler 7757 und ein Hauptschüler sogar 9390 Euro. »Das finden Sie in keinem anderen Bundesland«, sagte Prof. Peter Warndorf von Steinbeis. Förderschüler kosten wegen der hohen Lehrer-Schüler-Relation 14 841 Euro. Nach ND-Rechnungen werden für den Durchschnittsschüler über 7000 Euro gezahlt. Die Software AG Stiftung hatte die Studie in Auftrag gegeben. Sie fördert freie Schulen und will eine Erhöhung der Förderung solcher Schulen erreichen. Diese orientiert sich an den Kosten staatlicher Schulen.

In der Studie seien erstmals Pensionsrücklagen für verbeamtete Lehrer berücksichtigt und Immobilienkosten einbezogen worden. »Wir wissen immer noch nicht genau, wie viel ein Schüler kostet, aber wir wissen es besser als je zuvor«, so Warndorf. Bei Schätzungen sei man sehr konservativ herangegangen, um dem Auftraggeber gute Argumente zu bieten.

Berlin ist das zehnte Bundesland, in dem die Studie durchgeführt wurde, in keinem anderen wurden so hohe Werte errechnet. »In Baden-Würtemberg wurden die Mittel für Privatschulförderung danach um über vier Millionen Euro für das Jahr 2009 erhöht, in Hessen um 10 Millionen Euro schon für 2007«, verweist Dirk Randoll von der Software AG auf bisherige Erfolge der Stiftung.

»Wir überleben nur, weil die Eltern immer mehr zahlen. So können sich bald wirklich nur noch Reiche unsere Schulen leisten«, sagte Detlef Hardorp vom Verband deutscher Privatschulen (VDP). Ob eine Erhöhung der Förderung auch in Berlin gelingt, ist noch offen, da die Steinbeis-Zahlen nicht weit über denen von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) liegen. Nach Angaben der VDP würden zur Zeit nur zwischen 50 und 60 Prozent der Gesamtkosten vom Land refinanziert. Das Ziel seien 70 bis 80 Prozent.

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