nd-aktuell.de / 12.11.2025 / Politik

Viele Tote bei Bootsunglücken

Migranten sterben auf Flucht vor Libyen und Kreta – IOM meldet mehr als 1000 Ertrunkene in 2025

Sea-Watch rettet Migranten aus einem Schlauchboot im zentralen Mittelmeer. Nach offiziellen Angaben sind dort in 2025 bereits 1000 Menschen ertrunken.
Sea-Watch rettet Migranten aus einem Schlauchboot im zentralen Mittelmeer. Nach offiziellen Angaben sind dort in 2025 bereits 1000 Menschen ertrunken.

Bei einem Bootsunglück vor der Küste Libyens sind nach UN-Angaben offenbar mehr als 40 Migranten ums Leben gekommen. 42 Insassen des Bootes würden vermisst und seien vermutlich tot, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch mit. Sieben Menschen seien nach dem Untergang des Schlauchbootes gerettet worden, sie trieben den Angaben zufolge mehrere Tage im Meer.

Die Bootsinsassen stammten nach Angaben der IOM aus dem Sudan, Somalia, Kamerun und Nigeria. Demnach hatte das Boot am 3. November mit 47 Männern und zwei Frauen an Bord die libysche Küste verlassen. Rund sechs Stunden später sei es gekentert. Fünf Tage später leiteten die libyschen Behörden der IOM zufolge einen Bergungseinsatz ein, bei dem die sieben Überlebenden gerettet wurden.

Dramatische Szenen vor Kreta

Auch südlich der Touristeninsel Kreta sind bei einem Bootsunglück mit Migranten mindestens drei Menschen gestorben. 56 Personen konnten gerettet werden, wie der griechische Sender ERTnews unter Berufung auf die Küstenwache berichtete. Die Suche nach möglichen weiteren Schiffbrüchigen dauerte am Mittwoch an. Der Sender zeigte ein Video, das Helfer aufnahmen, die sich auf dem offenen Meer dem völlig überfrachteten Boot näherten. Die Hilferufe der Menschen sind zu hören, dann bricht die Aufnahme ab. Kurz darauf sei das Boot aus bislang ungeklärten Gründen gekentert.

An der Rettungsaktion beteiligten sich Schiffe der Küstenwache, ein Hubschrauber der Luftwaffe sowie ein Boot der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Die Geretteten sollen zunächst nach Kreta gebracht und dort ärztlich versorgt werden. Sie sollen angegeben haben, vom libyschen Hafen Tobruk aus in See gestochen zu sein. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind seit Jahresbeginn bis zum 9. November fast 16 000 Migranten auf Kreta angekommen.

Mehr als 1000 Tote in diesem Jahr

In diesem Jahr ertranken bereits mehr als 1000 Migranten bei dem Versuch, von der nordafrikanischen Küste aus das Mittelmeer zu überqueren. Die Strecke durch das zentrale Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten der Welt. Seit 2014 kamen laut Zahlen der IOM insgesamt rund 33 000 Migranten im Mittelmeer ums Leben.

Die EU-Kommission erklärte mit Blick auf das jüngste Bootsunglück, die Zusammenarbeit mit Ländern wie Libyen müsse verstärkt werden, um die gefährliche Überfahrt von Migranten über das Mittelmeer zu verhindern und kriminelle Schleudernetzwerke zu bekämpfen. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Al-Gaddafi im Jahr 2011 leidet Libyen unter Instabilität. Das Land hat sich zu einer der wichtigsten Drehscheiben für Schleuserbanden in Afrika entwickelt.

Die IOM bekräftigte ihre Forderung nach »sicheren und regulären Migrationsrouten«. Zudem seien effektivere Such- und Rettungseinsätze nötig.

Neues Schiff für Ärzte ohne Grenzen

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kündigte am Mittwoch an, nach rund einjähriger Unterbrechung ihre Rettungseinsätze im zentralen Mittelmeer wieder aufzunehmen. Die Organisation will nach eigenen Angaben Menschen auf der Flucht künftig mit dem kleineren und schnelleren Schiff »Oyvon« helfen. »Als medizinische und humanitäre Organisation ist unser Engagement, auf See präsent zu sein und Menschen auf der Flucht zu helfen, ungebrochen«, erklärte der Einsatzleiter für Seenotrettung von Ärzte ohne Grenzen, Juan Matías Gil.

Ärzte ohne Grenzen hatte sich im Dezember 2024 gezwungen gesehen, die Rettungseinsätze des Schiffes »Geo Barents« einzustellen[1]. »Restriktive« Vorschriften Italiens hatten den Betrieb nach Angaben der Organisation unmöglich gemacht und zur mehrmaligen Festsetzung des Schiffes geführt. Agenturen/nd

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187579.aerzte-ohne-grenzen-groesstes-rettungsschiff-im-mittelmeer-zieht-ab.html