nd-aktuell.de / 19.11.2025 / Berlin

Berlin: Eine U-Bahn-Linie verschwindet für vier Monate

Von Januar bis Mai 2026 wird nur die U2 zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz fahren

Nicolas Šustr
Die 1913 errichtete Brücke »Bauwerk XII« soll 2028 abgerissen und ersetzt werden.
Die 1913 errichtete Brücke »Bauwerk XII« soll 2028 abgerissen und ersetzt werden.

Derzeit sind die Fahrgäste der westlichen U2 die gekniffenen. Noch bis 30. November fahren Busse statt Bahnen zwischen Theodor-Heuss-Platz und Ruhleben. »Notwendige Bauarbeiten«, so die wenig überraschende und ebenso wenig ausführliche Erklärung der BVG für die Maßnahmen, die bereits im September hätten stattfinden sollen. Zu sehen war vergangene Woche im oberirdischen Teil der Strecke am Bahnhof Olympia-Stadion, dass dort das stadteinwärts führende Gleis komplett erneuert wird.

Bemerkenswert ist auch der Ersatzverkehr. Denn statt der üblichen Gelenkbusse werden einfache Stadtbusse eingesetzt. Angesichts der überschaubaren Fahrgastzahlen in dem Bereich wäre das wahrscheinlich ausreichend, wenn die Busse pünktlich fahren würden. Doch immer wieder gibt es große Fahrplanlücken, nicht alle Fahrgäste kommen dann in den ersten Bus.

Die Sperrung ist allerdings nur ein müder Vorgeschmack auf das, was die Fahrgäste von U1, U3 und U4 ab dem 12. Januar erwartet. Dann beginnen die Bauarbeiten am Tunnelbahnhof Nollendorfplatz. Teile der Deckenkonstruktion des 1926 eröffneten unterirdischen Teils des Bahnhofs sind so marode, dass die Arbeiten nicht mehr aufgeschoben werden konnten.

In der Folge wird die U1 zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz unterbrochen sein[1]. Die U3 wird nur zwischen Krumme Lanke und Spichernstraße verkehren und die U4 komplett eingestellt sein. Und das bis mindestens 10. Mai, vielleicht sogar bis zum 18. Mai, wie aus Ausschreibungsunterlagen für die Baumaßnahmen hervorgeht. Am westlichen Ende des Tunnelbahnhofs müssen Teile der tragenden Deckenkonstruktion erneuert werden.

Dass die U3 von Westen her bereits an der Spichernstraße enden muss, liegt an fehlenden Wendemöglichkeiten im Bereich Wittenbergplatz[2]. Theoretisch könnten die Züge dort zwar auf die Hochbahnstrecke der U2 wechseln, allerdings würde die Weiterführung bis mindestens Potsdamer Platz auf der dann zu dicht befahrenen Strecke den Betrieb real komplett aus dem Takt bringen.

Die U1 soll dann zwischen Warschauer Straße und Gleisdreieck mit Acht-Wagen-Zügen im Vier-Minuten-Takt fahren. Zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße soll ein Vier-Wagen-Zug im Viertelstundentakt pendeln. Die Rest-U3 soll mit Acht-Wagen-Zügen alle fünf Minuten fahren.

Ein kombinierter Bus-Ersatzverkehr für U3 und U4 soll vom Bahnhof Spichernstraße über Spichern- und Nürnberger Straße, Tauentzienstraße und Martin-Luther-Straße zum Innsbrucker Platz verkehren. Eine exakte Führung entlang der U4 ist wegen der kleinen Straßen oberhalb nicht möglich. Vorgesehen ist für die Ersatzbuslinie nur ein Zehn-Minuten-Takt. So schildern BVG-Insider »nd« die Pläne.

Einzig die U2 wird weiterhin auf gewohnter Strecke zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz durchfahren. Dann allerdings im Vier-Minuten-Takt. Diese Verbesserung des Angebots auf der U2 im Vergleich zum aktuellen 4,5-Minuten-Takt kündigt die BVG bereits seit einer Weile an, ohne auf den Zusammenhang mit der Sperrung hinzuweisen.

Für U1 und U3 wird es nicht die letzte längere Unterbrechung sein. Im Herbst 2028 sollen die Bauarbeiten beginnen, um die beiden Brücken zwischen dem U-Bahnhof Gleisdreieck und der Tunnelrampe Richtung Bahnhof Kurfürstenstraße zu ersetzen. Die ältere der beiden, das sogenannte Bauwerk XII, stammt aus dem Jahr 1913. Bereits seit 2016 hat die Brücke die Zustandsnote 3,9, ab Note 4 wird sofort gesperrt.

Laut den Unterlagen im derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren wird die Strecke von U1 und U3 dann mindestens für 15 Monate gesperrt sein. Bemerkenswert ist die Ungleichbehandlung im Vergleich zum Ersatz der Ringbahnbrücke der A100. Obwohl dort der derzeit laufende Ersatzbau um die Hälfte breiter als das Bestandsbauwerk ist und neu bis zu acht Meter hohe Schallschutzwände erhalten soll, wurde das Vorhaben als Ersatzneubau ohne aufwendiges Planfeststellungsverfahren durchgewunken.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195503.bvg-es-laeuft-besser-bei-der-berliner-u-bahn.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195254.bvg-bei-der-berliner-u-bahn-hat-sich-die-lage-verbessert.html