nd-aktuell.de / 25.11.2025 / nd-Commune

Gießen: Antifa heißt Busfahren

Das Bündnis »Widersetzen« und viele andere Akteure rufen zur Blockade der Gründungsveranstaltung einer AfD-Jugendorganisation auf

Ulrike Kumpe
Transparent bei der Widersetzen-Demonstration in Demmin, 8. Mai 2025
Transparent bei der Widersetzen-Demonstration in Demmin, 8. Mai 2025

Für den 29. November 2025 haben sich mehrere Zehntausend Menschen organisiert, um für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft zu streiten. Die Polizei rechnet mit rund 40 000 Teilnehmern. Viele von ihnen haben sich in dem antifaschistischen Aktionsbündnis »Widersetzen« zusammengeschlossen. Mittels Blockaden soll die erneute Gründung einer AfD-Jugendorganisation verhindert werden.

»Die Einzigen, die wir durchlassen, sind Feuerwehr und Rettungswagen«, so eine Sprecher*in des Bündnisses »Widersetzen«. Die breite Mobilisierung scheint ein weiteres Mal zu gelingen. Es können alle Menschen teilnehmen, die dem Aktionskonsens zustimmen, so Noa Sander, Sprecher*in des Bündnisses »Widersetzen« gegenüber »nd«. Vorab werden die Blockadepunkte nicht veröffentlicht. »Der beste Weg teilzunehmen, ist, sich an die jeweilige Ortsgruppe von «Widersetzen» zu wenden«, erklärt Sander.

Bislang plant das Bündnis mit mindestens 210 Bussen aus dem gesamten Bundesgebiet. Eine Liste der Städte, aus denen eine organisierte Anreise möglich sein wird, findet sich auf der Webseite www.widersetzen.com[1]. Der Aktionskonsens, auf den sich alle teilnehmenden Gruppen geeinigt haben, ist ebenfalls dort nachzulesen.

Bereits beim Bundesparteitag im Juni 2024 in Essen und im Januar dieses Jahres in Riesa konnte das Bündnis Erfolge feiern. Die Beteiligung an den Blockaden gegen den Bundesparteitag der AfD war mit rund 15 000 Menschen hoch. Über Stunden konnte der Parteitag der AfD nicht beginnen. Einen weiteren Erfolg erzielten sie am 8. Mai, am Tag der Befreiung vom Faschismus, im mecklenburg-vorpommerschen Demmin.

»In Gießen rechnen wir mit noch mehr Beteiligung als bisher«, so Sander. Inzwischen gibt es nach Angaben des Bündnisses über 80 lokale Gruppen. »Eine Beteiligung an den Blockaden in Gießen ist enorm wichtig im Kampf für eine freie Gesellschaft. Ebenso wichtig sind solidarische Netzwerke vor Ort, die kontinuierlich eine gerechte Gesellschaft aufbauen«, betont Sander.

Eine Recherche von WDR und NDR[2] zeigt, dass die Akteure, die bereits das rechtsextreme Umfeld der Jungen Alternative prägten, auch zur Gründungsveranstaltung einer neuen AfD-Jugendorganisation eingeladen sind. Auch die Kandidatur des brandenburgischen Junge-Alternative-Gründungsmitglieds Jean-Pascal Hohm weist auf eine rechtsextreme Ausrichtung hin.

Erst im Februar dieses Jahres hatte die AfD ihre unabhängig organisierte Jungendorganisation, die Junge Alternative, aufgelöst. Der Verfassungsschutz hatte diese als »gesichert rechtsextrem« eingestuft. Die jetzige Neugründung soll junge Rechte stärker an die Partei binden. Das will das Bündnis »Widersetzen« verhindern. »Organisierte faschistische Jugendbanden werden wir nicht zulassen. Eine neue AfD-Jugend bedroht alle, die in unserer Gesellschaft frei leben und lieben möchten. Deshalb werden wir uns mit Tausenden Menschen diesem Gründungsversuch entgegenstellen«, sagt Sander.

Für eine vielfältige und demokratische Gesellschaft einstehen will auch Verdi Nordrhein-Westfalen. Auf ihrer Webseite ruft die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft des Landesbezirks NRW dazu auf, sich dem Aufruf von »Widersetzen« und den Protesten in Gießen anzuschließen, um »gemeinsam ein starkes Zeichen gegen rechte Organisierung« zu setzen. Daher werden die Kosten für die Anreise ihrer Mitglieder übernommen. Informationen über diese Möglichkeit finden sich auf der Webseite nrw.verdi.de[3].

Neben Verdi beteiligen sich auch andere Gewerkschaften am Bündnis, etwa die Hamburger Bildungsgewerkschaft GEW. Der DGB Mittelhessen[4] organisiert sowohl eine Kundgebung an den Gießener Messehallen als auch zwei Demonstrationen. Die Gewerkschaft empfiehlt ebenfalls eine Anreise mit Bus oder Bahn, da die vielfältigen Aktionen in der Stadt eine Anreise mit dem Auto stark behindern könnten. Inzwischen versucht die Polizei, den Kundgebungsort zu verlegen[5]. Der DGB Mittelhessen will dagegen vorgehen.

Darüber hinaus findet ab 14 Uhr ein Demokratiefest statt, das von einem breiten Bündnis unterschiedlicher lokaler Gruppen getragen wird.

Links:

  1. http://www.widersetzen.com
  2. https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-jugend-gruendung-generation-deutschland-100.html
  3. http://nrw.verdi.de
  4. http://mittelhessen.dgb.de
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195632.antifaschismus-giessen-will-protest-gegen-afd-jugend-einschraenken.html