Kinderrechte stehen oft im Abseits

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit der Volljährigkeit gibt es gemeinhin die vollen Rechte und Pflichten. Heute wird die UNO-Konvention über die Rechte des Kindes 18 Jahre alt. Doch nach wie vor stehen die seit 1989 verbrieften Rechte auf Überleben, auf Entwicklung, Schutz und Beteiligung in vielen Ländern nur auf dem Papier – wenn überhaupt. Die christlich-fundamentalistischen USA und das islamisch-fundamentalistische Somalia haben die Konvention als einzige Staaten bis heute nicht ratifiziert, weil sie manche Kinderrechte als Verstoß gegen biblische oder im Koran beschriebene Befugnisse der Eltern sehen – wie die religiöse Erziehung.

Aber auch dort, wo die Kinderrechtskonvention längst ratifiziert worden ist, liegt noch vieles im Argen: Säureanschläge auf heiratsunwillige Mädchen und Abtreibungen von weiblichen Föten in Asien, Kinderhandel und -arbeit fast überall in den Entwicklungsländern dieser Welt, bilden dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass selbst im reichen Deutschland jede Woche zwei Kinder an den Folgen von Misshandlungen und Vernachlässigung sterben – weit mehr als die spektakulären Fälle, die es in die Medien schaffen. Ein Skandal ohne Rechtsgrundlage.

Ein Skandal mit Rechtsgrundlage ist, dass in Deutschland Flüchtlingskinder ohne festen Aufenthaltstitel bei der medizinischen Versorgung und der Bildung zu Kindern zweiter Klasse herabgestuft werden. Das ist einer der vielen Verstöße, die es weltweit gegen die Kinderrechtskonvention gibt. Für sie gilt wie für alle Konventionen: Die praktische Wirkung hängt vor allem vom politischen Willen und den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen ab. Immerhin birgt jede Konvention den Vorteil, dass sie sich als argumentative Waffe gegen ihre Unterzeichner nutzen lässt.

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