nd-aktuell.de / 27.11.2025 / Reise

Kurztrip in die Tropen: die schönsten deutschen Gewächshäuser

Zum Aufwärmen und Aufblühen – ein Bummel durch die fünf schönsten Gewächshäuser in Deutschland

Sabine Metzger
Botanischer Garten Berlin: Gärtnerin mit einem Blatt der Riesenseerose Victoria
Botanischer Garten Berlin: Gärtnerin mit einem Blatt der Riesenseerose Victoria

Exotische Blüten, meterhohe Palmen, angenehm warme 28 Grad Celsius, und das mitten im deutschen Winter? Tropische Gewächshäuser sind die ideale Abwechslung zur nasskalten, blütenlosen Jahreszeit. Wir stellen die fünf schönsten Plätze mit Dschungelklima in Deutschland vor, an denen man nebenbei auch vieles über Pflanzen erfahren kann.

Berlin: Der größte Grashalm der Welt

Es wächst, blüht und fruchtet unter dem denkmalgeschützten Kuppelbau aus Stahl und Glas des Großen Tropenhauses im Botanischen Garten Berlin-Dahlem. Dank aufwendiger Sanierungsarbeiten zwischen 2005 und 2009 geschieht dies mit einer vorbildlichen Energiebilanz. Ein Tropenbaum mit großen Blättern, Terminalia catappa (Katappabaum), ragt bereits bis unter das Dach. Wahrlich gigantische Ausmaße hat aber ein Vertreter der Familie der Gräser angenommen: die südostasiatische Bambus-Art Dendrocalamus giganteus. Das größte Gras der Welt zählt zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen überhaupt. Stattliche knapp 30 Meter Höhe und fast einen Meter pro Tag Längenzuwachs kann ein Halm in der Natur erreichen. Das Wachsen um die Wette sorgt für reichlich Gesprächsstoff bei tropischen Temperaturen.

Kuschelig warme Weltreise gefällig, ohne in die frostige Kälte hinauszumüssen? Weitere 14 Gewächshäuser laden zu einem Abstecher in die Namib-Wüste in Afrika, nach Australien oder zu den Kakteen Mexikos ein. (Öffnungszeiten: November bis Januar von 9 bis 18.30 Uhr; Eintritt Erwachsene: 10 Euro, Kinder: 5 Euro; das Botanische Museum bleibt wegen Modernisierungsmaßnahmen bis Herbst 2026 geschlossen. www.bgbm.org[1])

Frankfurt a. M.: Tropische Schönheiten

Er ist der Methusalem unter Deutschlands Schaugewächshäusern: der Palmengarten. Vor über 150 Jahren, 1869, schuf der Gartenbauarchitekt Heinrich Siesmayer einen Garten für die Bürger samt Palmenhaus. Mit der damals sensationellen Konstruktion des Palmenhauses, Herz- und Prunkstück des Palmengartens, stach die Mainmetropole Paris und England aus, wo es gerade modern geworden war, die Exotik aus den Kolonien auch daheim vorzuzeigen.

Unzählige Palmenarten aus den Subtropen begeistern in Frankfurt heutzutage nicht nur Botaniker – eine stammt sogar noch aus der Gründungszeit. Üppige Palmen, wunderschöne Riesenstauden wie Bananen, aber auch Baumfarne, Blattpflanzen und ein Bachlauf mit Wasserfall vertreiben den Winter. Die tropische Unterwasserwelt ist das Highlight im grottenartigen Durchgang unter dem steilen Hügel im Palmenhaus. Besser kann man der nasskalten Jahreszeit kein Schnippchen schlagen. (Öffnungszeiten: März bis Oktober von 9 bis 19 Uhr, November bis Februar bis 16 Uhr; Eintritt Erwachsene: 9 Euro, Kinder bis 17 Jahre: kostenlos.
www.palmengarten.de[2])

Stuttgart: Schwäbisches Amazonien

Wilde Tiere und prächtige Pflanzen: Die Kombination aus Zoo und Botanischem Garten ist die Besonderheit in Stuttgarts Wilhelma. Wilhelm I. von Württemberg hatte sich nach Vorbild der Alhambra einen privaten Lustgarten errichten lassen. Natürlich wurde dieser seither unzählige Male um- und ausgebaut, bis der heutige Dreiklang aus Botanischem Garten, Zoo und historischem Park entstand.

Herzstück der Wilhelma ist der Maurische Garten mit den reich verzierten Gewächshäusern, allen voran das Amazonienhaus. Auf über 1100 Quadratmetern entführt es in einen südamerikanischen Tiefregenwald mit 2000 Pflanzen wie Mahagoni, Florettseidenbaum, Orchideen und sogar Unterwassergewächsen. Bei einem Dschungelklima mit 28 Grad Lufttemperatur und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit kommt man dort auch im Winter herrlich ins Schwitzen.

Im Schmetterlingshaus hat die Flatterzeit begonnen. Dort ziehen jedes Jahr zwischen Oktober und April Schmetterlingspuppen aus Costa Rica ein. Die größte Blume Deutschlands ist im Maurischen Landhaus zu bestaunen: der Titanenwurz (Amorphophallus titanum). Die in Sumatra beheimatete Pflanze hat einen der größten und spektakulärsten Blütenstände im Pflanzenreich. (Öffnungszeiten: 26. Oktober bis 28. Februar von 8.15 bis 16.45 Uhr (Pflanzenhäuser); Eintritt Erwachsene: 17 Euro, Kinder: 6,50 Euro. www.wilhelma.de[3])

Dresden: Wo der Pfeffer wächst

Von langen Bärten und stachligen Schönheiten erzählt der Botanische Garten in Dresden: Wie können all diese Pflanzen wie Kakteen, Agaven, Euphorbien, Aloen der Trockengebiete dieser Erde überleben? Das alles und noch viel mehr erfahren Besucher des Sukkulentenhauses im Dresdner Botanischen Garten. In langen Bärten hängt das Louisiana-Moos (Tillandsia usneoides) von oben herab: eine Bromelienart, mit silbrigen Saugschuppen bedeckt, die die wurzellose Pflanze mit Wasser versorgen.

Wer wissen möchte, wo der Pfeffer wächst, der ist im großen Tropenhaus bestens aufgehoben. Es ist den Kontinenten Afrika und Asien gewidmet und beherbergt neben Pfeffer (Piper Nigrum) auch den Kaffeestrauch (Coffea arabica), die Ölpalme (Elaeis guineensis) und Zimt (Cinnamomum verum). Und wer findet die Schraubenpalme (Pandanus utilis) oder den heiligen indischen Pepulbaum (Ficus religiosa)? (Öffnungszeiten: Oktober und März von 10 bis 17 Uhr, November und Februar bis 16 Uhr, Dezember und Januar bis 15.30 Uhr; Eintritt kostenlos.
www.tu-dresden.de/bot-garten[4])

München: Fleischfressern auf der Spur

Tiere fressen Pflanzen, diese Tatsache beeindruckt niemanden. Aber Pflanzen fressen Tiere – das klingt aufregend. Und damit ihre Opfer zu ihnen kommen, sind die hungrigen Gewächse mit dem Namen Karnivoren meist besonders hübsch anzusehen und duften ausnehmend gut. Davon kann man sich im Botanischen Garten in München überzeugen, zu dessen Spezialitäten die fleischfressenden Pflanzen gehören.

Weniger »gefräßig« geht es in der gegenüber dem Nymphenburger Schlosspark gelegenen Anlage zu: Orchideenliebhaber verbringen Nachmittage im Orchideenhaus und bewundern mehr als 2000 Orchideenarten. Palmenfreaks ziehen sich in den tropischen Urwald zurück und fachsimpeln über winterharte Arten, mit denen man auch mal im eigenen Garten tropische Gefühle bekommen könnte. Um den Eindruck zu komplettieren, flattern im Wasserpflanzenhaus in den Wintermonaten tropische Schmetterlinge wie Himmel-, Passionsblumen- und Bananenfalter. Der ideale Ort für Frostbeulen. (Öffnungszeiten der Gewächshäuser: in den Monaten November bis März 9 bis 16.30 Uhr; Eintritt Erwachsene: 5,50 Euro, Kinder unter 12 Jahren: frei, Jugendliche 4 Euro; www.botmuc.de[5])

Links:

  1. http://www.bgbm.org
  2. http://www.palmengarten.de
  3. http://www.wilhelma.de
  4. http://www.tu-dresden.de/bot-garten
  5. http://www.botmuc.de