Woody Allen drehte in seinem Leben 50 teilweise sehr lustige und intelligente Filme. Und über 20 Jahre lang spielte er jeden Montagabend in New York Klarinette in der Jazzband von Eddy Davis, der hauptsächlich dadurch bekannt war, dass Allen bei ihm mitspielte. In einem Podcast sagte er nun: »Ich plane, in den nächsten Jahren zu sterben.« Am 30. November wird er 90 Jahre alt.
Ende der 60er Jahre etablierte Allen die Kunstfigur »Woody, der Unglücksrabe«, wie der deutsche Titel einer chaotischen Krimikomödie hieß. Daraus wurde dann in den linksliberal geprägten 70er Jahren, als neue Lebens-, Musik- und Schreibstile erfunden wurden, »Der Stadtneurotiker« (im Original »Annie Hall«[1]), der als Kind einer jüdischen Familie unter einer Achterbahn aufgewachsen ist. Damit etablierte er »den Intellektuellen als komische Figur«, schrieb die »Welt« 2009 im Rückblick. »Er hat nicht nur das Lachen über sich selbst und das Lachen über Sex eingeführt. Seine dritte Neuerung war das Lachen über Gott.« Wie zum Ausgleich gab es auch grüblerische Filme im Ingmar-Bergman-Stil.
Dieses »Lachen über Sex« in seinen Filmen ist seit 1992 sukzessive verebbt, als Mia Farrow ihn verließ, weil sie sein Verhältnis zu ihrer Adoptivtochter Soon-Yi Previn (damals 21) entdeckt hatte. Im Sorgerechtsstreit um ihre leiblichen und adoptierten Kinder warf sie Allen vor, die siebenjährige Dylan missbraucht zu haben, was nicht bewiesen werden konnte. Doch das Gericht nannte sein Verhalten gegenüber den Kindern »missbrauchend und gefühllos«. 1997 heiratete er Soon-Yi Previn.
Man soll zwischen Kunst und Künstler trennen, doch Allens Erfolg basierte gerade darauf, diese Trennung für seine Figur des »Woody« zu verwischen, in dem er den Eindruck erweckte, er spiele sich selbst. Spätestens seit dem Skandal um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein 2017, der auch Allen-Filme finanzierte, hat sich dieses Erfolgsrezept gegen ihn gewendet.
Kürzlich erzählte er in einem Interview mit der »Sunday Times«, er und Soon-Yi Previn seien bei Jeffrey Epstein öfters zum Abendessen eingeladen gewesen. Da sei ihnen nichts aufgefallen, außer vielleicht dass auch der englische Prinz Andrew anwesend war.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195785.woody-allen-unter-der-achterbahn-woody-allen-wird.html