nd-aktuell.de / 27.11.2025 / Kommentare

Edel-Diplomat Merz: So schön wie Potthucke

Andreas Koristka ist beglückt vom diplomatischen Geschick des Bundeskanzlers in Brasilien

Andreas Koristka
Gott, ist das heiß hier! Schnell zurück in den sauerländischen Nieselregen, bitte!
Gott, ist das heiß hier! Schnell zurück in den sauerländischen Nieselregen, bitte!

Als Bundeskanzler hat man allerhand zu tun. Man muss freche Journalisten, die womöglich nicht mal eigene Töchter haben, über das deutsche Stadtbild[1] aufklären, die Rente[2] sichern und den Weltkrieg abwenden[3]. Doch Friedrich Merz tut mehr als das: Nach seiner letzten Brasilienreise hat er seine Kritik am Gastland weitaus fundierter ausgedrückt, als jeder deutsche Pauschaltourist, der in seinem griechischen Hotelzimmer Ameisen und ein fremdes Schamhaar auf dem Kopfkissenbezug entdeckt hat.

Im behaglichen und wunderschönen Estrel-Hotel im noch wunderschöneren Berlin-Neukölln erzählte Merz, wie schlimm es in Belém gewesen sei. Wer gerne hierbleiben würde, habe er die anwesenden deutschen Journalisten in Brasilien gefragt. Keiner habe die Hand gehoben, weil alle froh gewesen seien, dass sie von dort wieder nach Deutschland zurückkehren würden. Das ist die klare Kante, die man vom Klartext-Kanzler (»Eine Wurst ist eine Wurst«) erwarten darf. Und trotzdem war es diplomatisch geschickt! Hätte Merz gesagt, wie stark seine Abscheu gegen Brasilien wirklich ist, würden den Brasilianern vor Schreck die Felle ihrer Samba-Trommeln reißen, und den Damen würden die knappen Kostümchen verrutschen, die sie mit der bloßen Kraft ihrer Brustwarzen am Leib halten.

Man stelle sich vor, Merz hätte frank, fritz und frei über »das Arschlochland am Amazonas« oder den »Kotzfleck mit der Copacabana« schwadroniert. Das hätte er gekonnt! Der Mann war früher mal in einer Mopedgang und hat Schnaps getrunken. Er kennt alle schlimmen Wörter, die in Brilon jemals ausgesprochen wurden.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Brasilien das meistgehasste Land auf dem Planeten ist. In den Statistiken der unbeliebtesten Nationen steht es regelmäßig vor Schurkenstaaten wie Nordkorea, Russland und der Schweiz auf Platz eins. Es war geradezu eine Erlösung, als Friedrich Merz den Unmut artikulierte, den die Menschen dieser Welt gegenüber Brasilien empfinden. Und die Brasilianer sollten jetzt nicht so tun, als wären sie überrascht! Es ist doch offensichtlich, dass man kein Land respektieren kann, in dem widerliche Parasiten in fast jedem Urwaldtümpel lauern und in dem der erste Kampfsport erfunden wurde, bei dem man sich nicht berührt, dafür aber schick im Kreis dreht. Zu dieser Capoiera-Mentalität passt auch die devote 1:7-Niederlage im Halbfinale von 2014.

Jeder, der bei klarem Verstand an einem brasilianischen Strand liegt, sehnt sich nach Orten wie dem Sauerland. Er träumt vom November-Nieselregen bei fünf Grad und der Brückensperrung auf der A45, ihren herrlichen Autobahnrasthöfen, von prachtvollen Netto-Filialen, Schützenfesten und Autohauseröffnungen. Und der Biss in eine sauerländische Potthucke ist eine geschmackliche Offenbarung gegenüber dem Verzehr von brasilianischem Palmöl.

So etwas Schönes wie das Sauerland gibt es nur einmal auf der Welt! Friedrich Merz ist der Mann, der das den Brasilianern endlich gesagt hat. Und der guten Diplomatie dieses grundehrlichen Mannes würde es gut zu Gesicht stehen, wenn er dies endlich auch Kanada, Australien und Norwegen mitteilen würde.

Links:

  1. http://www.nd-aktuell.de/editions/nd.DerTag/2025-10-29/articles/20239457
  2. http://www.nd-aktuell.de/editions/nd.DerTag/2025-11-18/articles/20508961
  3. http://www.nd-aktuell.de/editions/nd.DerTag/2025-10-27/articles/20192724