Der zuplakatierte Bauzaun schützt vor neugierigen Blicken, doch der Bagger dahinter ist deutlich zu hören. In Friedrichshain kommt der Abriss des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums (SEZ)[1] in Fahrt – und sorgt für Empörung. »Das soll jetzt alles ganz klammheimlich passieren«, sagt Susanne Lorenz von »SEZ für alle!« zu »nd«. Dass die zuständige Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) im hinteren Teil des Areals und nicht vorne an der Landsberger Allee mit dem Abriss beginne, sei kein Zufall. »Als Mitglieder unserer Initiative von außen Fotos machen wollten, wurden sie vom Wachschutz angesprochen.«
Schon im Sommer waren Pavillons des ehemaligen Eigentümers auf dem Gelände beseitigt worden. Auch Bäume wurden gefällt.[2] Nun geht es erstmals an historische Elemente des DDR-Kulturguts. Ein Drittel des Außenbeckens wurde laut Initiative bereits abgetragen. Am Donnerstag beobachtet »nd«, wie sich Bauarbeiter an der einstigen Eisbahn zu schaffen machen. Wo früher ein Restaurant zum Verweilen einlud, fehlt bereits eine Gebäudefassade.
Den Abriss des SEZ hatte die WBM bereits vor Monaten angekündigt. Ein offizielles Datum für den Beginn der Abbrucharbeiten gibt es allerdings noch nicht. Für die Initiative kommen sie zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. »Das ist einfach ungeheuerlich, wie hier vorgegangen wird, während die Diskussionen um das SEZ noch voll am Laufen sind«, sagt Lorenz. »Aus allen Parteien haben sich Politiker zumindest für einen Teilerhalt ausgesprochen.«
Erst vor Kurzem hatten sich Mitglieder der schwarz-roten Koalition im Abgeordnetenhaus gegen einen vollständigen Abriss des SEZ ausgesprochen. »Unsere Erwartungshaltung ist schon, dass da Teile, soweit es geht, irgendwie auch erhalten bleiben«, sagte etwa Mathias Schulz (SPD). Es müsse, so der Sprecher für Stadtentwicklung, mehr von dem Gebäudekomplex bleiben, als derzeit im Raum stehe. »Wir werden das natürlich in der SPD-Fraktion[3], aber auch in der Koalition diskutieren.«
»Wir haben das schon als Ansage verstanden, dass hier noch was kommt«, entgegnet Lorenz von »SEZ für alle!«. Sogar mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hätten Gespräche stattgefunden. »Uns wurde nichts zugesichert, aber er hat es sich angehört.« Auch ein Antrag der Linksfraktion liegt noch dem Stadtentwicklungsausschuss vor. Für einen Abriss, sagt Lorenz, müsse die WBM außerdem erst einmal die gefundenen Schadstoffe aus der Decke des SEZ holen. Auf eine Gegenüberstellung der Kosten für einen Neubau und der Kosten für eine Sanierung warte man noch immer.
Auf eine Anfrage von »nd« reagiert die WBM beschwichtigend. Am SEZ fänden derzeit »vorbereitende Arbeiten im Außenbereich« statt, teilt die kommunale Wohnungsgesellschaft mit. Ziel sei es, die Außenanlage für die künftige Baustelleneinrichtung vorzubereiten. »Für diese Arbeiten ist keine Abrissgenehmigung erforderlich«, stellt die WBM klar. Bezirk und Stadtentwicklungsverwaltung seien vorab in Kenntnis gesetzt worden.