nd-aktuell.de / 01.12.2025 / Berlin

Berliner Mietrebellion geht weiter

Trotz seltener Großdemos: Die Berliner Mieterbewegung ist aktiv und plant neue Proteste

Peter Nowak
Anstatt Großdemonstrationen prägt ein Abwehrkampf die Berliner Mietenbewegung – sie ist aber immer noch da.
Anstatt Großdemonstrationen prägt ein Abwehrkampf die Berliner Mietenbewegung – sie ist aber immer noch da.

Fast wöchentlich melden die Medien, dass die Mieten in Berlin weiter steigen. Das sind schlechte Nachrichten für Mieter*innen, die nicht zur kleinen Gruppe der Vermögenden gehören. Doch wo bleiben die Proteste der Mietrebell*innen, die im vergangenen Jahrzehnt bundesweit bekannt wurden? Den Begriff Mietrebellen wählte Matthias Coers 2014 für einen Dokumentarfilm, in dem Menschen erzählen, wie sie zum ersten Mal an einer Demonstration teilnahmen, weil sie befürchteten, ihre Wohnung nicht mehr bezahlen zu können.

Damals gingen Zehntausende unter dem Motto »Keine Rendite mit der Miete« auf die Straße. Auch wenn solche großen Straßenproteste mittlerweile seltener geworden sind, ist die Mieter*innenbewegung nicht tot, betont Coers. »Aufgrund der von der Immobilienwirtschaft aufgezwungenen Konflikte[1] sind die Mieter*innen an vielen Orten aktiv. Sie sind zu einem beständigen Abwehrkampf verdammt. Er bleibt aber trotz dieser Beschränktheit notwendig und sinnvoll«, betont der Filmregisseur, der selbst seit Jahren in der Berliner Mieter*innenbewegung aktiv ist.

Ein Blick in den mietenpolitischen Kalender[2] zeigt, wie diese Abwehrkämpfe aussehen. Dort können Mieter*innen und Initiativen geplante Aktionen veröffentlichen. Der vom Bündnis Mietenwahnsinn eingerichtete Kalender ist gut gefüllt, oft gibt es gleich mehrere Termine an einem Tag. Solidarische Prozessbegleitungen bei Eigenbedarfskündigungen[3] werden dort ebenso angekündigt wie die Gründung neuer Mieter*innengruppen[4] und Film- und Diskussionsveranstaltungen.

Doch auch größere Proteste soll es in Zukunft in Berlin wieder geben. Sie orientieren sich wie in den vergangenen Jahren am Europäischen Aktionstag gegen Wohnungslosigkeit. Für Ende März sind in zahlreichen europäischen Ländern Protestaktionen geplant. Sie orientieren sich aber auch an Konferenzen der Immobilienwirtschaft in Berlin. »Wir werden den ZIA-Kongress und den Super-Return-Kongress der Private-Equity-Branche im Auge behalten«, sagt Tim Lenau vom Bündnis Mietenwahnsinn[5] zu »nd«. Sowohl der ZIA-Kongress als auch der Super-Return-Kongress waren bereits in den vergangenen Jahren Ziel von Mieter*innenprotesten.

Daran will das Mietenwahnsinn-Bündnis im kommenden Jahr anknüpfen. »Wir werden am 5. September 2026 eine große Demonstration veranstalten. Der Termin wurde nicht zufällig auf einen Samstag zwei Wochen vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus gelegt. «Dabei wird die Mietenbewegung ihre Rolle als außerparlamentarische Kraft klar betonen», kündigt Lenau an. «In einem Wahljahr sind die Ohren der Parteien am offensten. Aber uns nützen keine Wahlkampfreden, sondern wir brauchen eine Ausweitung des kommunalen Wohnungsbestandes, eine Abschaffung der Eigenbedarfskündigungen, ein Ende der Obdachlosigkeit und eine klare Mietpreisregulierung», sagt Lenau.

Dafür sieht er die Berliner Mieter*innenbewegung nicht schlecht aufgestellt. Sie habe unter einem besonders mieter*inennfeindlichen Senat die Grundlagen dafür gelegt. «Der Mietenwahnsinn ging 2025 unter dem Regierenden Bürgermeister Wegner unvermindert weiter», erinnert Lenau. Doch die Kritiker*innen dieser Entwicklung hätten nicht geschlafen, so der Mietrebell. «Die Mieter*innenbewegung hat viel Strukturarbeit gemacht und geht mit gestärkten Vereinen, Kampagnen und Initiativen ins neue Jahr.»

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188963.mietenwahnsinn-in-berlin-protest-gegen-heizkosten-sich-zu-wehren-lohnt-sich.html
  2. https://www.mietenwahnsinn.info/2025/kalender/
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195372.verdraengung-in-berlin-eigenbedarfskuendigungen-das-ist-auch-eine-klassenfrage.html
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188438.mietenwahnsinn-berlin-westend-rebellen-sagen-adler-den-kampf-an.html
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1182333.mietenwahnsinn-wohnungsnot-n-mieten-steigen-nicht-sie-werden-erhoeht.html