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»Hoffnungsstrahl« Rahul Gandhi

Kongresspartei bejubelt »Erben der Dynastie«

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei seinem Auftritt auf einer Tagung des Allindischen Kongresskomitees (AICC) erntete der im Sommer als Generalsekretär installierte Rahul Gandhi Jubel und Zustimmung.
Nur acht Minuten dauerte Rahul Gandhis Rede am Wochenende in Delhi. Doch ein Dutzend Mal unterbrachen ihn die 2000 Delegierten im Talkatora-Hallenstadion mit Applaus und Hochrufen. Dabei hatte der Sohn Sonia Gandhis, der Präsidentin der Kongresspartei, gar nichts Sensationelles mitzuteilen. Der 37-Jährige sprach über Bildung, moderne Infrastruktur und die Notwendigkeit, die Globalisierung mit den Bedürfnissen der Armen in Einklang zu bringen.

Zudem regte er an, der ältesten und größten Partei Indiens mehr junges Blut zu injizieren. Verdienste und Verantwortung sollten zählen und der Fortschritt gefördert werden. Das reichte für frenetischen Beifall und für nachfolgende Redner, Rahul als »Hoffnungsstrahl« für die Zukunft der Partei zu porträtieren. Ein Ziel der Tagung war damit erreicht: den jungen Gandhi als nächsten »Erben der Dynastie« einzuführen. Mutter Sonia blieb es überlassen, vor übertriebenen Erwartungen zu warnen. Weder sie noch Rahul besäßen einen Zauberstab zur Lösung der indischen Probleme. Dazu sei das Engagement aller Parteimitglieder erforderlich.

Auch aktuelle politische Problemen wurden behandelt. Premierminister Manmohan Singh verteidigte das Abkommen mit den USA über eine Kooperation im zivilen Nuklearbereich, gegen das die Linken opponieren, weil sie eine Aufweichung der unabhängigen Außenpolitik befürchten. Singh sprach von einer »völlig falschen Propaganda«. Die Partei brauche von niemandem Lektionen über souveräne und unabhängige Außenpolitik. Sein Besuch in Russland, Sonia Gandhis Visite in China, die »Look East«-Politik Richtung ASEAN und die Kooperation mit Saudi-Arabien und den Golfstaaten würden beweisen, wie breit gefächert die Außenpolitik ist.

Auch die Parteipräsidentin hob den Nutzen des Atomgeschäfts hervor, durch das Indien Zugang zu wichtigen Rohstoffen und neuen Technologien erhalte, um seinen wachsenden Energiebedarf besser befriedigen zu können. Beide lobten auch das kontinuierlich hohe Wirtschaftswachstum von über acht Prozent und die sozialen Bemühungen der Regierung, die Millionen Armen mehr am ökonomischen Fortschritt zu beteiligen.

Erstmals wurde eine Resolution verabschiedet, die Parteipositionen zu brennenden ökonomischen, sozialen, innen- und außenpolitischen Problemen und Aufgaben enthält. So verurteilt das Papier zum Beispiel die »Kultur der Gewalt« in Nandigram im kommunistisch regierten Unionsstaat Westbengalen, wo es seit Monaten militante Auseinandersetzungen um ein Industrieprojekt gibt. Zudem befasst es sich mit den bevorstehenden Wahlen in Gujarat, das von der hindunationalistischen Indischen Volkspartei regiert wird, und in anderen Unionsstaaten, in denen die Partei ein Schattendasein führt. Mit der alten Garde scheint dort ein Durchbruch unwahrscheinlich. Wohl deshalb hat Rahul Gandhi für seinen Appell, junge Leute ans Ruder zu lassen, so viel Beifall bekommen.

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