nd-aktuell.de / 04.12.2025 / Kommentare

Kolonialverbrechen müssen gesühnt werden!

Die früheren imperialen Mächte entziehen sich ihrer Verantwortung für die Unterdrückung anderer Völker, meint unser Partnerblatt »Morning Star«

Morning Star
Kolonialismus – Kolonialverbrechen müssen gesühnt werden!

Die Afrikanische Union einigte sich in diesem Jahr darauf, sich für Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für Verbrechen aus der Kolonialzeit einzusetzen. Und das Treffen in Algier am vergangenen Wochenende (zu Kolonialverbrechen und für historische Gerechtigkeit – d. Red.) verstärkte diese Forderung. Der algerische Außenminister Ahmed Attaf sagte, Reparationen sollten »weder als Geschenk noch als Gefallen« betrachtet werden. Algerien stand 150 Jahre lang unter der Herrschaft der französischen Kolonialmacht und musste lange und hart für seine Befreiung kämpfen.

Attaf sagte: »Afrika hat das Recht, die offizielle und ausdrückliche Anerkennung der Verbrechen zu fordern, die während der Kolonialzeit an seinen Völkern begangen wurden. Dies ist ein unerlässlicher erster Schritt, um die Folgen dieser Ära anzugehen, für die afrikanische Länder und Völker weiterhin einen hohen Preis in Form von Ausgrenzung, Marginalisierung und Rückständigkeit zahlen.«

Dieser Punkt ist in Bezug auf die ehemaligen Kolonien in Asien, dem Nahen Osten, der Karibik und anderswo genauso stichhaltig. Dennoch versuchen die ehemaligen imperialen Mächte mit allen Mitteln, sich ihrer historischen Verantwortung zu entziehen.

Doch der Kolonialismus war nach allen Maßstäben und Kriterien ein Verbrechen. Es handelte sich um das gewaltsame und unwillkürliche Eindringen der imperialen Mächte in das Leben und das Land anderer Völker, die sie dann einer despotischen Herrschaft unterwarfen. Diese wurde aufrechterhalten durch eine rassistische Ideologie, die die Kolonisierten als zivilisatorisch minderwertig betrachtete, und durch ein fortwährendes Regime staatlicher Gewalt.

Der Kolonialismus störte die organische Entwicklung indigener Gesellschaften und Wirtschaftssysteme und unterwarf sie den profitorientierten Erfordernissen der imperialistischen Mächte. Es handelte sich praktisch um einen enormen Werttransfer von den kolonisierten Gebieten zu den »Metropolen«.

Häufig artete der Kolonialismus in Blutvergießen großen Ausmaßes aus und im Kongo unter belgischer Herrschaft, in Namibia unter deutscher Herrschaft und in Tasmanien unter britischer Herrschaft nahm er völkermörderische Züge an.

Die Apologeten des Kolonialismus, die in den Medien, der Wissenschaft und der Politik immer noch sehr präsent sind, behaupten, dieser habe zur politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der unterworfenen Gebiete beigetragen. Jegliche Fortschritte, die erzielt wurden, waren jedoch rein zufällig, oft ein Nebenprodukt imperialistischer strategischer oder wirtschaftlicher Bedürfnisse, wie im Fall der indischen Eisenbahnen, und wurden zu einem schrecklichen Preis erkauft.

Übrigens: Das britische Empire bildete entgegen mancher Annahmen keine Ausnahme beim grausamen Kolonialismus, wie die Völker Irlands, Malaysias, Kenias, Jemens, Zyperns, des Irak, Palästinas, Simbabwes und anderer Länder bezeugen können.

Die Berechnung einer angemessenen Entschädigung für diese Verbrechen, die sich über Generationen und manchmal Jahrhunderte erstreckten, ist natürlich eine gewaltige Aufgabe, ebenso wie die Entwicklung eines nachhaltigen Entschädigungsplans. Das ist aber nur die eine Seite. Die Arbeiterbewegung, die selbst in gewisser Weise indirekt von der aus den Kolonien geraubten Beute profitiert hat, sollte die Initiative ergreifen und von der britischen Regierung fordern, die Angelegenheit der Entschädigungen ernst zu nehmen.

Dieser Text ist am 2. Dezember in unserem Partnermedium »Morning Star« (Großbritannien) erschienen.[1] Der Beitrag wurde nachbearbeitet und gekürzt.

Links:

  1. https://morningstaronline.co.uk/article/colonial-crimes-must-be-paid