Auf dem Weg zur Altersarmut

Ostdeutsche Renten sollen laut einer Studie künftig kleiner ausfallen

  • Lesedauer: 2 Min.
Während die Bundesregierung ein Ungleichgewicht und Bedenken zu Altersarmut im Osten von sich weist, fordern Volkssolidarität und DGB politische Maßnahmen.

Berlin (dpa/ND). Die Bundesregierung hat Darstellungen zurückgewiesen, wonach die immer noch unterschiedlichen Entwicklungen der Renten insbesondere im Osten zu Altersarmut führen können. Von einem starken Ungleichgewicht in Ost und West könne keine Rede sein, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums am Montag in Berlin. Die Rentenwerte hätten sich stark angenähert.

Der Sprecher räumte allerdings ein, dass in den neuen Bundesländern traditionell die gesetzliche Rente einen höheren Stellenwert einnehme als im Westen. Private Altersvorsorge wie die sogenannte Riesterrente oder betriebliche Renten würden hier nicht so sehr angenommen. Die Regierung reagierte damit auf eine vorab veröffentlichte Studie, nach der die Rentenbezüge für Ostdeutsche künftig kleiner ausfallen könnten. Das Gutachten zur Altersvorsorge in Deutschland, das auf Modellrechnungen mit Zahlen aus dem Jahr 2005 beruht, soll am Mittwoch vorgestellt werden.

Der Sozialverband Volkssolidarität forderte politische Maßnahmen gegen die tendenziell schrumpfenden Bezüge in Ostdeutschland. »Die sinkenden Renten in Ostdeutschland sind Folge der anhaltenden Langzeitarbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern und der Rentenreformen der letzten Jahre«, sagte Bundesgeschäftsführer, Bernd Niederland. »Statt Schönreden der realen Entwicklung sind dringend Maßnahmen erforderlich, um gegenzusteuern und Altersarmut zu verhindern.«

Die Bezüge der Neurentner nach 2023 werden laut der Studie deutlich sinken. Ursachen für geringere Ansprüche seien Langzeitarbeitslosigkeit, die Deindustrialisierung, und dass Ostdeutschland zu einem Niedriglohngebiet geworden sei. »Beruhigungspillen« wie die sogenannte zweite und dritte Säule der Altersversorgung – Betriebs- und Riesterrente – würden die niedrigen gesetzlichen Renten ausgleichen können, seien wenig hilfreich, so Niederland. Bezieher geringer Einkommen könnten es sich kaum leisten, auf diese Weise zusätzlich vorzusorgen.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) appellierte an die Regierung, »die künftig deutlich steigende Altersarmut durch schnelles Handeln zu bekämpfen«. Alle bisher bekannten Untersuchungen belegten, dass sich wegen der gesetzlichen Rentenkürzungen Altersarmut breit machen werde, sagte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Das gelte vor allem für Ostdeutsche, die zu 93 Prozent im Alter allein auf die gesetzliche Rente angewiesen seien.

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