• Politik
  • Menschenrecht vor Abschiebung

Hilfsorganisationen für Sachlichkeit in Syrien-Rückkehr-Debatte

Brot für die Welt und Diakonie warnen vor Verharmlosung der Lage

  • Lesedauer: 2 Min.
Schwer bewaffnet syrische Sicherheitskräfte stehen während des Besuchs von Außenminister Johann Wadephul (CDU) in Damaskus vor einem zerbombten Haus.
Schwer bewaffnet syrische Sicherheitskräfte stehen während des Besuchs von Außenminister Johann Wadephul (CDU) in Damaskus vor einem zerbombten Haus.

Berlin. Deutsche Hilfsorganisationen haben eine Versachlichung der Debatte über die mögliche Rückkehr syrischer Geflüchteter in ihr Heimatland gefordert. »Wir hoffen gemeinsam mit allen Syrerinnen und Syrern, dass ihr Heimatland in Zukunft wieder ein sicherer Ort sein wird«, erklärte am Sonntag die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin. »Diese Vision hat aber leider wenig mit der aktuellen Realität zu tun«, fügte sie hinzu.

»Bewaffnete Milizen stellen in ganz Syrien eine ernsthafte Bedrohung für die Menschen dar«, führte Pruin aus. »Die humanitäre und wirtschaftliche Lage im Land ist katastrophal.« Die Grundvoraussetzung für Rückkehrer, sich dort ein neues Leben aufzubauen, seien nicht gegeben. »Wer Syrien für sicher erklärt, um Abschiebungen zu rechtfertigen, ignoriert die Verhältnisse vor Ort.«

Angesichts der Lage in Syrien müsse die Debatte »sachlich und faktenbasiert« geführt werden, erklärte Brot für die Welt gemeinsam mit der Diakonie Deutschland. »Die Menschen, die sich eine Rückkehr vorstellen können, sollten die Möglichkeit zu Erkundungsreisen bekommen, ohne dass sie dadurch ihren Schutzstatus in Deutschland verlieren«, schlug Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch vor. »Eine sichere und gelingende Rückkehr sollte in unser aller Interesse sein.«

Am Montag jährt sich der Sturz des syrischen Langzeit-Machthaber Baschar al-Assad. Am 8. Dezember 2024 hatten die islamistische HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppen die Hauptstadt Damaskus erobert. Assad floh nach Russland. Übergangspräsident wurde der HTS-Anführer Mohammed al-Scharaa. Insbesondere aus der Union kamen zuletzt Forderungen, in Deutschland lebende Syrer zur Rückkehr zu drängen. AFP/nd

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -