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US-Gesandter sieht Möglichkeit für Frieden
Zu klären seien nur noch zwei Punkte, sagt Keith Kellogg. Die sind aber die schwersten
Der Frieden in der Ukraine könnte relativ nah sein. Zumindest, wenn man den Worten des US-Sondergesandten für Russland und die Ukraine, Keith Kellogg, glauben darf. Die Unterzeichnung eines Friedensvertrages hänge an zwei Punkten, sagte Kellogg auf einem Forum im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien. Konkret gehe es um den Status des Donbass und die Zukunft des AKW Saporischschja. »Wenn wir diese beiden Fragen klären, wird sich meiner Meinung nach alles andere recht reibungslos lösen lassen«, erklärte Kellogg.
Ebenfalls am Sonnabend berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von einem »langen und inhaltsreichen« Telefonat mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Selenskyj bezeichnete das Gespräch als »sachlich und konstruktiv«.
Nur wenige Informationen werden bekannt
Das Nachrichtenportal Axios berichtete im Anschluss unter Berufung auf Quellen, dass das Telefonat zwei Stunden gedauert habe. Die Diskussion um die Gebiete sei »kompliziert« gewesen, heißt es von einer Quelle. Laut Selenskyjs US-Botschafterin Olha Stefanischyna suche man »aktiv optimale Formate für die Lösung«. Kritiker deuten die Aussagen als bewusste Verzögerung der Gespräche und des Kriegsendes. Bei einem Auftritt in Doha warf der Sohn des US-Präsidenten, Donald Trump Junior, der ukrainischen Führung vor, den Krieg aus Angst vor Verlust der Finanzierung aus dem Westen nicht beenden zu wollen.
Anders als bisherigen Gesprächsversuchen dringen dieses Mal nur wenige Einzelheiten unmittelbar an die Öffentlichkeit. Insbesondere nachdem die Ukraine den 28-Punkte-Plan umgehend veröffentlichte, sind die USA darauf bedacht, nur wenige Informationen preiszugeben. So ist bis heute nicht bekannt, was Witkoff und Kushner in der vergangenen Woche mit Russlands Präsident Wladimir Putin besprachen.
Russen und Ukrainer sprengen Staudämme
Im Osten der Ukraine geht der Krieg derweil unvermittelt weiter. Wie das der ukrainischen Armee nahestehende OSINT-Projekt Deep State meldet, sind russische Truppen bei Jampil im Gebiet Donezk und nördlich von Huljajpole im Gebiet Saporischschja vorgerückt.
Nördlich von Bachmut hat die ukrainische Armee im Dorf Prywillja einen Staudamm gesprengt, um den Vormarsch russischer Soldaten zu verlangsamen. Prywillja liegt auf dem Weg nach Kramatorsk, das nach Aussage eines ukrainischen Offiziers zu einer neuen Angriffsrichtung Russlands wird.
Die russische Armee soll ihrerseits einen Staudamm bei Charkiw gesprengt haben. Lokale Behörden veröffentlichten am Sonntag Bilder, die eine zerstörte Fahrbahn zeigen. Die Straße ist ein wichtiger Versorgungsweg für die umkämpften Orte Wowtschansk und Kupjansk.
Angriffe hinter der Front
Russland hat am Wochenende zudem erneut massiv die ukrainische Infrastruktur angegriffen. In mehreren Gebieten fiel die Stromversorgung aus. Teilweise gab es zwischen 12 und 16 Stunden am Tag keinen Strom mehr. Dabei hat Moskau seine Taktik verändert, wie mehrere Kriegsbeobachter feststellen. Ins Visier russischer Drohnen und Raketen geraten nun auch Objekte, die bisher als unantastbar galten, weil sie für die Versorgung von Millionen Menschen mit kritischen Gütern sorgten.
Am Freitag zerstörte Russland beispielsweise den Bahnhof und das Lokomotivdepo von Fastiw, westlich von Kiew. Bisher fanden Angriffe auf die Eisenbahn hauptsächlich in der Ostukraine statt. Auch Logistik-Zentren, von denen unter anderem die Armee mit nichtmilitärischen Gütern versorgt wird, werden häufiger Ziel russischer Angriffe.
Die verstärkten Angriffe auf die Infrastruktur haben zu einer neuen Ausreisewelle geführt. Analysten der ukrainischen Nationalbank meldeten am Wochenende mit Verweis auf Zahlen der UN und Eurostat, dass zwischen den 3. Oktober und dem 14. November rund 128 000 Menschen die Ukraine verlassen haben, so viele, wie in den neun Monaten zuvor. Erfasst sind dabei aber auch die 18-22-Jährigen, die das Land nun ausreisen dürfen.
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