nd-aktuell.de / 11.12.2025 / Kommentare

Reiche und zu Guttenberg: Liebesglück im Fördergeld

Die staatliche Förderung des eigenen Liebespartners ist doch kein Skandal, meint nd-Kolumnist Andreas Koristka. Ein Promipaar gehört gefeiert

Andreas Koristka
Können diese verdeckten Augen lügen? Ist doch wirklich kaum vorstellbar!
Können diese verdeckten Augen lügen? Ist doch wirklich kaum vorstellbar!

Deutschland ist nicht gesegnet mit einem hohen Aufkommen von Prominenten von Weltrang. Umso schöner war es, als vor einiger Zeit die Wirtschaftsministerin Katherina Reiche[1] und der »Gelfrisuren-Mann des Jahres 2009« Karl-Theodor zu Guttenberg[2] bekanntgaben, im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung eine romantische Liebesbeziehung zu führen.

In Zeiten der Zeitungskrise, in der immer mehr Seiten wegen des akuten Themenmangels weiß bleiben, hätte diese Nachricht für Begeisterung sorgen müssen: Endlich gibt es wieder Anlass für Homestorys. Wie sieht der Alltag im Hause Reiche-Guttenberg aus? Sucht sie den Gasanbieter[3] für die häusliche Brennwerttherme heraus? Kümmert er sich als Mitglied des Holzadels um den Rückschnitt der Thuja-Hecke? Piekst sein Drei-Tage-Bart ein bisschen, aber sie empfindet dies sogar als angenehm? Diese journalistischen Inhalte hätten die Leserinnen und Leser begeistern können.

Doch statt die höchste Auflage ihres Lebens zu machen, kümmern sich die deutschen Meckerweltmeister lieber um Erbsenzählerei: Eine Firma an der Guttenberg beteiligt ist, wurde laut »Spiegel« von Reiches Wirtschaftsministerium[4] mit 290 000 Euro gefördert. Auf diesen angeblichen Skandal hin angesprochen, verteidigte sich Karl-Theodor zu Guttenberg völlig zu Recht: »Die ›Spiegel‹-Geschichte ist vollkommen grotesk. Als passiver Anteilseigner von etwa einem (!) Prozent hatten weder ich noch eine meiner Firmen Kenntnis von irgendwelchen Förderanträgen noch waren wir in diese in irgendeiner Form involviert.«

Guttenbergs Ausführungen sind glaubhaft. Den Überblick über die zahlreichen Firmenbeteiligungen des Freiherrn zu behalten, ist komplizierter als die Quellenangaben einer Doktorarbeit[5] zu ordnen. Wer es für verfänglich erachtet, den eigenen Besitzstand nicht stets komplett zu überblicken, darf sich auch nicht wundern, wenn er beim Aufräumen des Kellers eine Aquarium-Heizung und eine Dose voller Münzen im Wert von 5 D-Mark findet.

Die besprochenen Summen sind geradezu lächerlich. Bei einer Firmenbeteiligung von einem (!) Prozent beträgt Guttenbergs Anteil am Fördergeld gerade mal 2900 Euro! Und ja, manchmal braucht er so viel Geld, wenn am Vormittag noch Maniküre und Bartpflegetermin anstehen, er aber die Kreditkarte im Büro einer seiner grob geschätzt 5 Milliarden Firmen vergessen hat. Dann nimmt er sich das Geld einfach aus dem Portemonnaie seiner Freundin, so wie es jeder Mann in Deutschland wohl schon mal getan hat. Schusseligkeit ist gottlob noch kein Verbrechen.

Genau darüber hätte die Presse schreiben können: Wie Katherina in der Bundestagskantine nach Scheinen sucht und leicht lächelnd die Augenbrauen hebt ob der sympathischen Zerstreutheit ihres kleinen Doktors. Wie sie neckisch mahnend den Zeigefinger hebt, wenn er abends ins traute Heim zurückkommt, und wie man sich anschließend hinter den verschlossenen Türen des Schlafzimmers wieder versöhnt. Das wäre eine Berichterstattung, die dem Spitzenpaar Reiche-Guttenberg angemessen wäre.

Links:

  1. http://www.nd-aktuell.de/artikel/1195732.haushaltsdebatte-haushaltswoche-im-bundestag-drohung-mit-der-zukunft.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1195973.lobbyismus-karl-theodor-zu-guttenberg-nur-der-lebensgefaehrte.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193144.strukturwandel-lausitz-skeptischer-optimismus-nach-reiches-gas-zusagen.html
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190965.cdu-katherina-reiche-wirtschaftsministerin-aus-der-wirtschaft.html
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/197434.doktorsterben-geht-weiter.html