Dona Emilia präsentiert voller Stolz ihre ganze Produktpalette: Bananenchips, Baobab-Pulver, getrocknete Früchte, fein gemahlenes Mais- und Süßkartoffelmehl und noch viel mehr, alles ansprechend verpackt und akkurat beschriftet. Emilia ist Mitglied des mosambikanischen Bauernverbands UNAC und Vorsitzende eines Bauernvereins im Distrikt Gondola. Sie und weitere Bäuerinnen zeigen auf einem Bauernmarkt ihre Ernteprodukte. Neben fertig verpackten Lebensmitteln wie von Dona Emilia gibt es dort auch frische Waren im Angebot, wie Karotten, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Bohnen oder Maiskolben. Auch Saatgut wird gehandelt und getauscht.
Rund 150 Bäuerinnen und Bauern sind gekommen, um auf dem Markt in Macate in der Provinz Manica ihre Waren anzubieten. Die Provinz liegt zentral im südostafrikanischen Mosambik an der Grenze zu Zimbabwe. Der Inkota-Partner UNAC organisiert die Bauernmärkte für den Handel, aber auch, damit sich die Bäuerinnen und Bauern austauschen und vernetzen können.
Dona Emilia ist bereits seit einigen Jahren bei UNAC dabei. Sie hat dadurch ihre Produkte bei einer großen Messe in Maputo ausstellen können und nun auch Kunden aus der Hauptstadt Maputo, die ihre Waren bestellen. Dona Emilia legt Wert auf die Gesundheitsaspekte ihrer Produkte: Das Baobab-Pulver hat einen hohen Nährstoffgehalt, das Süßkartoffelmehl enthält viele Vitamine. »Außerdem ist Baobab wirklich gut für die Schönheit«, sagt sie mit einem Augenzwinkern. So gewinnt sie Kundinnen für ihre Produkte, die in Deutschland als Superfood teuer gehandelt werden.
Neben den Bäuerinnen und Bauern sind auch Vertreter*innen der lokalen Gesundheitsbehörde auf dem Markt, die selbst gekochte Speisen verkaufen. Das Besondere: Sie verkaufen Gerichte, die nur aus lokalen Getreide- und Gemüsesorten gekocht werden. Denn viele Produzent*innen ernähren sich selbst sehr einseitig und essen vor allem Mais, Maniok, Reis und Bohnen. Deshalb wollen die Mitarbeitenden der Gesundheitsbehörde zeigen, wie das bunte Gemüse auch das eigene Essen bereichern kann. Gemeinsam mit UNAC bieten sie Schulungen zu gesunder und abwechslungsreicher Ernährung an.
Trotz dieser Erfolge steht die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Mosambik vor großen Herausforderungen, die die Lebensgrundlagen vieler Bäuerinnen und Bauern bedrohen. Unsichere Landrechte, ein eingeschränkter Zugang zu Saatgut sowie die Folgen des Klimawandels machen das Leben und die Arbeit der Familien auf dem Land besonders schwierig. Mosambik wird immer häufiger von extremen Wetterereignissen heimgesucht, darunter Zyklone, die bereits in den vergangenen Jahren zu erheblichen Ernteausfällen geführt haben. Abwechselnd kommt es zu Überschwemmungen und Dürren, die den gewohnten landwirtschaftlichen Zyklus durcheinanderbringen und die Erträge der Landwirt*innen verringern.
»Manchmal regnet es wochenlang gar nicht, dann wieder viel zu viel«, sagt Egas Mario, landwirtschaftlicher Techniker der UNAC in Manica. »Das Wetter hat sich in den vergangenen Jahren verändert, es ist viel schwieriger für die Bäuerinnen und Bauern geworden, den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat zu bestimmen.« Da fast alle Landwirt*innen Regenfeldbau betreiben, sind sie auf regelmäßige Niederschläge angewiesen, besonders im November, wenn der Mais ausgesät wird. Bleibt dieser Regen aus, wächst der Mais nicht gut, die Ernte ist mager und Hunger droht, wenn keine Vorräte mehr vorhanden sind.
UNAC unterstützt die Bäuerinnen und Bauern dabei, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und Strategien zu entwickeln, um die Ernte krisenfester zu machen. Dafür richten sie in allen Distrikten des Landes Saatgutbanken ein, in denen einheimische Sorten und auch Teile der Getreideernte sicher gelagert werden können. In der Saatgutbank in Macate beispielsweise stehen zahlreiche Regale mit Schraubgläsern und anderen Vorratsbehältern. Verschiedenste lokale Sorten werden hier gelagert: unterschiedliche Hirse-, Reis-, Mais- und Gemüsesaaten, die von UNAC sorgfältig kartiert werden.
Diese Initiativen zielen darauf ab, Landwirt*innen vor dem Verlust ihrer Saatgutvorräte bei Naturkatastrophen zu bewahren. Denn diese Vorräte sind für die Ernährung und den Erhalt der Artenvielfalt von großer Bedeutung.
Darüber hinaus schult UNAC die Bäuerinnen und Bauern in der Anwendung von agrarökologischen Praktiken. »Wir zeigen ihnen, wie sie natürliche Düngemittel herstellen können, wie sie Pflanzen zum Schutz mit Gras abdecken können und wie sie ihr Saatgut selektieren und vervielfältigen«, erklärt Egas. Diese Praktiken stehen im Einklang mit traditionellem Wissen und verbessern die Widerstandsfähigkeit der Ernten.
Unter den Mitgliedern gibt es eine große Solidarität. Neben eigenen Feldern bestellen sie immer auch Gemeinschaftsflächen, auf denen sie gemeinsam anbauen und ernten. Zahlreiche Rituale, Gesänge und Slogans prägen die Zusammenkünfte und sind im ganzen Land unter allen Mitgliedern verbreitet. Wenn Bartolomeu Antonio, der UNAC-Koordinator für ländliche Entwicklung, eine Gruppe mit »Camponeses unidos (Vereinte Bauern)« begrüßt, schallt es »Sempre venceremos! (Wir werden gewinnen!)« zurück. Neben gemeinsamen Gesängen und Tänzen gehören auch Slogans und Schlagworte dazu, wie: »Wenn der Bauer nicht produziert, dann hat die Stadt nichts zu essen!« oder: »Land – Mein Leben, meine Zukunft!«
In Krisenzeiten zeigt sich der Zusammenhalt: Nach dem Zyklon Idai vor einigen Jahren haben die UNAC-Mitglieder mit Saatgut ausgeholfen und diejenigen unterstützt, die alles verloren haben. Ebenso unterstützten sie Familien, die vor dem Konflikt aus dem nördlichen Cabo Delgado nach Manica geflüchtet waren. UNAC-Mitglieder haben auch hier Landflächen und Saatgut bereitgestellt, damit die Menschen sich selbst versorgen können. Eine wichtige Hilfe in der Not. »Bei UNAC sind wir alle eine Familie«, sagt Dona Emilia. Sie setzt sich dafür ein, dass noch mehr Bäuerinnen und Bauern Teil dieser großen Familie werden.
Für Dona Emilia und ihre Vereinsgenoss*innen aus Manica reicht das Engagement bei UNAC dabei weit über die lokale Ebene hinaus. Die Mitglieder des Bauernverbands sehen sich als Teil einer Bewegung, die Landwirt*innen im ganzen Land vernetzt und repräsentiert. Mehr als 5000 Bauernvereine mit mehr als 150 000 Mitgliedern – in der Mehrzahl Frauen – sind unter dem Dach von UNAC organisiert. UNAC wiederum ist Mitglied der Via Campesina, einer internationalen Bewegung, die bäuerliche Interessen vertritt und sich für eine umweltfreundliche, kleinbäuerliche Landwirtschaft einsetzt.