nd-aktuell.de / 17.12.2025 / Berlin

Kleine Bücher über großartige Menschen

Erik Rohrbach entdeckt in einfachen Leuten das Außergewöhnliche

Andreas Fritsche
Erik Rohrbach hat ein ums andere Miniaturbuch geschrieben.
Erik Rohrbach hat ein ums andere Miniaturbuch geschrieben.

75 Millimeter mal 95 Millimeter sind üblicherweise die Abmessungen der Miniaturbücher von Erik Rohrbach aus Frankfurt (Oder). Das über den früheren Oberbürgermeister Fritz Krause[1] (SED) – »Das bleibt von Fritz[2]« – war 95 Millimeter hoch und breit. Dick sind diese Bücher, für die es eine eingeschworene Fangemeinde gibt, zwei bis drei Zentimeter. Der Umfang reicht aus, so viel Text unterzubringen, wie in einem anderen Buch für ein Kapitel oder einen einzelnen Aufsatz wäre.

Wie viele Miniaturbücher von Erik Rohrbach vermittelt im Nestor-Verlag[3] Bratislava erschienen sind, vermag der ehemalige Stadtverordnete der Linken nicht genau anzugeben. Da müsse er passen. »Das habe ich mir nie aufgeschrieben, was ich aber hätte tun sollen.« Was er sagen kann: Es waren fast 20 verschiedene Autoren und insgesamt mindestens 10 000 Exemplare.

So steht es in einem mit 50 mal 70 Millimetern besonders kleinen und auch nur fünf Millimeter dicken Miniaturbuch, das Rohrbach zusammen mit Claudia Possardt geschrieben hat. Es heißt »Dankbarkeit für Freunde« und ist den slowakischen Freunden Viera Hadrabova und Joszef Michalac vom Nestor-Verlag gewidmet. Diese haben nach Einschätzung von Rohrbach[4] in den vielen Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit eine sehr anerkennenswerte Arbeit geleistet. Die Qualität von Druck, Gestaltung und Bindung sei in dieser Zeit immer besser geworden. »Optisch sind die Editionen ein Genuss für jeden Bücherschrank. Sie stehen, von mir versandt, bei Sammlerinnen und Sammlern in mehr als 20 Ländern der Welt und erfreuen sich großer Beliebtheit.« Rohrbach hat seine »Kleinode der Buchkunst« auch auf einer internationalen Buchmesse in Havanna vorstellen können. Die Bücher persönlich aus der Druckerei abzuholen, war ihm Gelegenheit, in ein ausgezeichnetes Fischrestaurant einzukehren – und dort Knödel zu essen, weil er sich aus Fisch nichts macht.

Erst im hohen Alter von 90 Jahren veröffentlichte Gerhard Stockenberg aus Frankfurt (Oder) sein erstes Miniaturbuch und brachte es bis zu seinem Tod im Jahr 2015 auf sieben Editionen. Rohrbach lernte Stockenberg 2009 in einem Café in seiner Heimatstadt kennen, wo der Kreisverband der Linken das Miniaturbuch »Wir über uns« präsentierte. Die beiden Männer verband unter anderem ihre Leidenschaft für Kuba.

Rohrbach schildert das in einem weiteren neuen Miniaturbuch »Ein Christ und eine Silberlocke«. Zwei verstorbene Menschen, denen er freundschaftlich verbunden war, stellt er darin vor. Die Silberlocke, das ist Gerhard Stockenberg, der Christ Reinhard Noack. Reinhard Noack war Koch im Hotel »Stadt Frankfurt« und hatte wie so viele in den frühen 90er Jahren seine Arbeit verloren. Er konnte seine Versicherungen nicht mehr bezahlen und kam ins Büro des Finanzdienstleisters, für den Erik Rohrbach arbeitete. Obwohl er nicht der zuständige Versicherungsvertreter war, machte Rohrbach Vorschläge, die Verträge so zu ändern, dass sie für Noack wieder bezahlbar waren. Später erarbeitete er eine Finanzierung für das ersehnte Eigenheim – zum Glück so, dass die Familie das Haus nach dem frühen Tod von Noack nicht verlor. Voller Wärme erzählt Rohrbach von einem einfachen Mann, der ein besonderer Mensch gewesen ist. Wie andere Miniaturbücher war auch dieses schnell vergriffen.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1186124.brandenburg-fritz-krause-ehre-dem-politiker-dem-sie-gebuehrt.html?
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189978.ddr-politiker-frankfurt-oder-sed-oberbuergermeister-fritz-krause-unvergessen.html?
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160919.deutsch-polnische-freundschaft-razem-heisst-gemeinsam.html?
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1118075.kommunalwahl-kandidat-mit-jahren-und-miniaturbuechern.html?