nd-aktuell.de / 21.11.2007 / Brandenburg / Seite 11

»Nichts und niemand ist vergessen«

Mahnwache und Demo für den vor 15 Jahren von Neonazis ermordeten Hausbesetzer Silvio Meier

Martin Kröger

Mehrfach ist die Gedenktafel geklaut worden. Als Täter, so vermuten Antifaschisten, seien Neonazis verantwortlich. Auf dem U-Bahnhof Samariterstraße soll heute um 17 Uhr die neue Gedenktafel mit der Inschrift »Nichts und niemand ist vergessen« der Öffentlichkeit präsentiert werden, mit der an die Ermordung des linken Hausbesetzers Silvio Meier vor 15 Jahren durch Neonazis an dieser Stelle erinnert wird.

Doch die Mahnwache ist wie in jedem Jahr nur ein Teil des antifaschistischen Gedenkens an den Überfall auf Silvio Meier und seine Freunde. Am kommenden Samstag startet um 16 Uhr – ebenfalls am U-Bahnhof Samariterstraße – die traditionelle Silvio-Meier-Demonstration unter dem Motto »Antifa heißt Angriff! Linke Freiräume verteidigen«. Der von einem Bündnis verschiedener linker Gruppen organisierte Aufzug widmet sich in diesem Jahr jedoch nicht nur dem Gedenken, sondern will auch die aktuellen gewalttätigen Übergriffe von Rechtsextremen in Friedrichshain thematisieren.

»Bestimmte Kneipen und Bars werden als Anlaufpunkte von Rechten genutzt«, sagt Sebastian Lorenz von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB), die beim Bündnis mitmacht. Die Anwesenheit von Nazis werde dadurch in Friedrichshain immer mehr zur Normalität. Ein Zustand, der nicht nur für »Angst und Unruhe« sorge, sondern für Migranten, Linke und alternative Jugendliche eine ständige Bedrohung sei – dies belegen auch die alarmierend gestiegenen Zahlen der Übergriffe, die von Opferorganisationen wie Reach Out dokumentiert werden.

Dass sich gegen diese Präsenz militanter Rechtsextremer Widerstand rege, wie am letzten Wochenende in einem Burgerrestaurant, sieht Sebastian Lorenz als Folge des vermehrten Auftretens von Rechtsextremen im Kiez. Dagegen gelte es weiter zu mobilisieren. Zur Demonstration am Samstag erwarten die Organisatoren rund 1500 Teilnehmer.

Von einer für Samstag zeitgleich angemeldeten rechtsextremen Kundgebung in Lichtenberg und einem geplanten NPD-Landesparteitag in Berlin will sich das Silvio-Meier-Bündnis indes nicht irritieren lassen: »Wir wollen eigene Akzente setzen«, erklärt Lorenz. Ob am Wochenende überhaupt ein Parteitag der NPD abgehalten wird, war gestern allerdings weiter unklar. Die rechtsextreme Partei habe sich zwar um Räume bemüht, wie beispielsweise im Rathaus Treptow, teilte ein Bezirksmitarbeiter dem ND mit. Wo und ob die Veranstaltung stattfinden wird, habe die NPD jedoch nicht mitgeteilt, sagte ein Polizeisprecher dieser Zeitung.