nd-aktuell.de / 22.11.2007 / Kultur / Seite 11

www.lyrikline.org

Betrachtet man ihre Familiennamen, so liegt zwischen Hanane Aad und Viktar Zybul das komplette lateinische Alphabet. Was beide eint? Sie schreiben Gedichte – Aad auf Arabisch, Zybul auf Belarussisch. Und: Werke beider Dichter sind auf der Plattform lyrikline.org nicht nur originalsprachlich sowie in verschiedenen Übersetzungen nachzulesen, sondern, gesprochen von den Autoren, auch zu hören. Aad und Zybul sind zwei von 450 Poeten, deren Texte die multimediale Internetseite bisher veröffentlicht hat, insgesamt 4500 Gedichte in 48 Sprachen sind hier zu entdecken und zu erleben.

An den Start gegangen ist diese Initiative der Literaturwerkstatt Berlin im Jahr 1999. 2001 wurde das Projekt mit dem UN-Logo »Dialog der Kulturen« ausgezeichnet und 2005 gewann die Seite den Grimme-Online-Award in der Sparte Kultur und Unterhaltung. Was die Plattform so achtenswert macht, ist die Tatsache, dass sie sich einer Kunstform verschreibt, deren Marktwert stetig sinkt: Auf dem Buchmarkt droht Lyrik unterzugehen. Durch lyrikline.org gewinnt Poesie an Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil sie sich hier in ihrer ursprünglichen, vom Klang der Worte getragenen Form, präsentieren kann. Im Gegensatz zu gedruckten Gedichten ist Live-Lyrik, auch außerhalb des Internets, im Aufwind. Zum ebenfalls von der Literaturwerkstatt Berlin organisierten »Weltklang«-Abend, auf dem Autoren ihre Gedichte zischen, fauchen, flüstern, kommen Jahr für Jahr bis zu 3000 Zuhörer. Die Internet-Seite besuchen noch wesentlich mehr.

www.lyrikline.org[1]

Links:

  1. http://www.lyrikline.org/