Trainingslager im Flugzeug

Hertha BSC muss am Freitag in Karlsruhe auf seine brasilianischen Nationalspieler verzichten

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: 3 Min.

Manager Dieter Hoeneß hat sich bei der Deutschen Fußball-Liga wegen der Ansetzung des nächsten Auswärtsspiels seines Vereins Hertha BSC beschwert. Die Berliner müssen am Freitagabend um 20.30 Uhr beim überraschend starken und derzeit auf Rang vier platzierten Aufsteiger Karlsruher SC antreten. Hoeneß stört sich nicht unbedingt daran, dass die treuesten Hertha-Fans an einem Arbeitstag mal eben 700 Kilometer für eine einfache Fahrt zurücklegen müssen. Vielmehr geht es um eine Benachteiligung der auf Position sieben stehenden Berliner.

»Grundsätzlich ist es sehr schön, wenn viele Nationalspieler in unserem Kader sind«, meint Hoeneß. Der 54-Jährige ist besonders stolz darauf, dass mit Mineiro und Gilberto derzeit sogar zwei Stammspieler von Rekordweltmeister Brasilien zum Aufgebot der Charlottenburger gehören. Doch in diesen Tagen wird gerade dies Hertha BSC zum Verhängnis. Erst in der Nacht zum Donnerstag (0.45 Uhr MEZ) wird in Sao Paulo die WM-Qualifikationspartie gegen Uruguay angepfiffen.

»Deshalb ist ein Einsatz von Mineiro und Gilberto am Freitag unrealistisch«, sagt Hertha-Trainer Lucien Favre. Selbst eine Bankrolle der Zuckerhut-Kicker als Drohgebärde für die Karlsruher konnte sich Dieter Hoeneß am Mittwochmittag nicht vorstellen. »Sie werden am Donnerstag erst gegen 5 Uhr deutscher Zeit ins Bett kommen. Nach dem Schlafen dauert die Rückreise nach Deutschland rund 15 Stunden. Sie müssten ihr Trainingslager praktisch im Flugzeug machen. Hinzu kommt der Jetlag«, ärgert sich Hoeneß.

Dabei hatte der Hertha-Macher alles versucht, sogar Jorginho angerufen. Der brasilianische Co-Trainer, der zwischen 1989 und 1995 für Bayer Leverkusen und Bayern München spielte, konnte die Nöte der Berliner verstehen. »Doch nachdem Brasilien am Wochenende in Peru nur 1:1 gespielt hatte, muss Brasilien gegen Uruguay natürlich in der stärksten Formation spielen«, sieht Hoeneß ein.

Probleme gibt es auch im Fall Marko Pantelic, nachdem die wegen Schneefalls abgesagte EM-Qualifikationspartie zwischen Serbien und Kasachstan nunmehr am Sonnabend stattfinden soll. »Eigentlich endet die Abstellpflicht für Nationalspieler am Mittwoch-abend. Unsere Anfrage diesbezüglich hat die DFL an die FIFA weitergeleitet«, berichtet Hoeneß.

Der Serbe Pantelic, mit sechs Toren Herthas bester Torschütze, kann jedoch darauf hoffen, dass nach den Mittwochspielen (n. Red.) die Begegnung gegen Kasachstan keine Bedeutung mehr hat. Dann werden die ausländischen Stars Serbiens wohl freigegeben. Fraglich ist jedoch, ob Pantelic das Match gegen Polen und der Kroate Josip Simunic die Begegnung in England überhaupt ohne Wehwehchen überstanden haben. Sie durften im Gegensatz zu Arne Friedrich, der von Bundestrainer Joachim Löw im Hinblick auf die Bundesliga-Begegnung in Karlsruhe gegen Wales geschont wurde, am Mittwochabend ran.

»Wir wollen nicht rumjammern. Aber es ist schon eine große Benachteiligung«, meint Dieter Hoeneß, der sich wegen seiner brasilianischen Nationalspieler bei der DFL vorerst Freitagabendspiele verbeten hat.

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