nd-aktuell.de / 22.11.2007 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Zu RWE

Fritz Vahrenholt / Der Windkraft-Manager soll bei RWE eine Sparte für Erneuerbare aufbauen

Kurt Stenger

Für die einen ist er ein Nestbeschmutzer, für die anderen der gewiefteste Lobbyist der erneuerbaren Energien. Fritz Vahrenholt, bisher Chef des Windanlagenbauers Repower, wechselt in den Vorstand von RWE, wo er die neue Sparte regenerativer Energie aufbauen soll. Dabei sind sich die mittelständisch geprägte Alternativ-Branche und die auf fossile Träger setzenden Energieriesen gewöhnlich spinnefeind.

Die Fronten hat der 58-Jährige schon mehrfach gewechselt. Der promovierte Chemiker machte sich 1978 als Autor des chemieindustriekritischen Bestsellers »Seveso ist überall« einen Namen – 20 Jahre später wurde er Leiter des Chemiebereichs der Deutschen Shell AG. Und obwohl der Talkshow-Profi zu den prominentesten Umweltexperten hierzulande zählt, eckt er in der Umweltbewegung gerne an: mit seinem Kampf für Müllverbrennungsanlagen in Hamburg, seinem Lob für AKW und die CO2-freie Kohletechnik. Umweltminister Jürgen Trittin, obwohl der Windbranche nahestehend, konnte den Energieberater von Kanzler Schröder nie leiden. Was wohl auch daran lag, dass SPD-Umweltsenator Vahrenholt 1997 nach dem Rücktritt von Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau vergeblich gegen eine rot-grüne und für eine große Koalition kämpfte.

Letzteres hat man dagegen bei RWE goutiert. Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern, in dieser Woche erst zum schlimmsten CO2-Emittenten Europas gekürt, benötigt dringend einen grünen Anstrich seines angeschlagenen Images. Gleichzeitig wittert RWE gute Geschäfte in der boomenden Branche der Erneuerbaren. In Großbritannien hat man sich längst groß eingekauft, während hierzulande Strom aus regenerativen Quellen als geschäftsschädigende Konkurrenz für den fossilen Kraftwerkspark angesehen wird.

Vahrenholt könnte Beides werden: Aushängeschild und erfolgreicher Manager. Immerhin machte er aus der kleinen Firma Repower einen Weltkonzern. Der Windanlagenbauer ist so profitabel, dass um ihn kürzlich der erste Übernahmekampf in dieser deutschen Branche tobte – zwischen dem indischen Windkrafthersteller Suzlon und dem französischen Atomkonzern Areva. Raten Sie mal, wen der politisch-inkorrekte Vahrenholt präferierte?