Wassermangel in Wildwest

Im Theater an der Parkaue belebt »Die Regentrude« Natur und Kinderherzen

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 2 Min.

Regenmangel ist kein norddeutsches Phänomen. Das rechtfertigt Kay Wuschek, seine Inszenierung eines der schönsten Märchen von Theodor Storm in Wildwest anzusiedeln. Zwei Farmerhäuser flankieren die Hauptbühne im Theater an der Parkaue. »Wiesenbauer Ltd.« ziert den linken Giebel. Rechts wohnt bescheidener Frau Stine. Ehe das Spiel um »Die Regentrude« beginnt, räumen zwei Cowboys zu Bluesgitarre und Mundharmonika die Szene von Heusäcken frei und philosophieren übers Wetter. Auch der heureiche Wiesenbauer und seine arme Nachbarin leiden mit ihrem Vieh unter der Gluthitze. Die Regentrude muss geweckt werden. Wenn ihr das gelingt, darf Stines Sohn Andrees des Wiesenbauern Tochter Maren freien.

Zuerst berichtet der Sohn von seiner Begegnung mit dem Feuermännchen. Als Stine ihn nochmals ausschickt, kann er dem dümmlich aufgeblasenen Kerl auch den Weg zur Regentrude entlocken. Den Song vom »Ring of Fire« hatte der zuvor gegrölt. Unverzüglich reisen Andrees und Stine durch die Wüste. Ein Telefonruf lenkt sie in den hohlen Baum, durch den es zur eingeschlafenen Regenkönigin geht. In deren sich drehendem Garten aus riesigen vertrockneten Terrarien wirkt dann Marens von Stimmen nachgewisperter Zauberspruch belebend und verjüngend auf Trude: Als blond gelockte Loreley lässt sie dem Feuermann zum Trotz von Maren den Brunnen aufschließen, aus dem per Videofilm Wasser auf die ergrünende Welt, live Nebel in den Saal sinkt.

Turbulent bereitet man die Hochzeit vor, an der auch Trude und Feuermann teilnehmen. Stine gewann die Zuneigung des Nachbarn. Marens geworfenen Brautstrauß fängt sie auf, ehe das Spiel zur Fotopose erstarrt.

So fantasievoll, amüsant, heutig setzt Wuschek Storm in übersee-ische Szene, dass dessen poetischer Text auch in Petra Korinks Bühne, Constanze Zimmermanns Kostümen, zu Tim und John Blues Countryklang seinen Eigenwert behaupten kann. Dass die Kinder ab 7 gespannt zugesehen haben, hörbar beeindruckt vom Zauber des Theaters, ist ebenso das Verdienst von Elisabeth Heckels burschikoser Maren, Niels Heusers sprachmächtigem Andrees, Birgit Bertholds beherzter Stine, Lutz Dechants gar nicht bösem Wiesenbauern und Denis Pöppings quirlig überdrehtem Feuermann.

27.-29.11., Theater an der Park-aue, Parkaue 29, Lichtenberg, Karten am Telefon 55 77 52 52, besucherservice@parkaue.de

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