Aus wüsten Löchern werden Seen. Durch Flutung werden in der Lausitz und im mitteldeutschen Braukohlerevier die einstigen Tagebaue zu malerischen Seen. Wie dabei auch der gestörte Wasserhaushalt wieder in Ordnung kommen soll, darum ging es unlängst bei einer Fachtagung der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft.
Das neue Bild der Lausitz sind ihre Seen. An ihren Ufern bilden sich Feuchtbiotope, über das Wasser ziehen Segel und gelegentlich ein Wasserflugzeug. Die heile Welt aber ist dünnhäutig. Denn das Land wurde bis in siebzig Meter Tiefe umgewühlt, auf dem Höhepunkt des Horrors war die Lausitz um dreizehn Milliarden Kubikmeter Grundwasser ärmer. Und auch die entstandenen Seen entsprechen nur selten den Richtlinien europäischer Badegewässer. Nicht jeder eingesetzte Fisch überlebt so lange, bis ihn endlich einer aus der verdünnten Schwefelsäure zieht (Foto: Muche).
In solcher Landschaft sollte dem Wassermanagement ein besonderes Gewicht zukommen. Auch deswegen ist Uwe Grünwald in den Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg berufen worden. Doch immer öfter beschleichen den Inhaber des Lehrstuhls für Hydrologie und Wasserwirtschaft an der Uni Cottbus Zweifel. »Entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des Beirates ist ein Wassergesetz in der Beschlussfassung«, das bestenfalls dem Bergbau nützt. Noch nie hat Vattenfall einen Pfennig für die pausenlose Entwässerung seiner Tagebaue überwiesen, ein klarer Fall von Subvention gegen die Interessen von Wasserhaushalt und Klimaschutz – was Grünewald durchaus differenziert betrachtet. Akut nämlich wird es, »wenn sich bis zur Mitte des Jahrhunderts das Klima so verändert haben wird, dass die Sommer noch trockener werden und sich die Niederschläge auf die Wintermonate konzentrieren. Ohne den Bergbau wären die Folgen dramatisch: Die Spree könnte zeitweise ganz austrocknen«.
Bleibt uns also, um den Spreewald zu retten, nichts anderes übrig, als endlos weitere Löcher aufzureißen, um die alten zu stopfen? Grünewald bringt eine andere Überlegung ins Spiel: Er wirbt für die Überleitung von Flusswasser aus der Nachbarschaft direkt in die stillgelegten Tagebaue. Denn ohne Fremdwasser bleibt das Wasser der Restlöcher meist extrem sauer und droht nach der zügigen Flutung erneut zu versauern.
Schon fließt Neißewasser in den Tagebau Bertzdorf, wird Oderwasser in den Unterlauf der Spree geführt, um den Fluss zu entlasten. Völlig ungenutzt blieb bisher die Elbe. Von dort könnte Wasser direkt in die Restlöcher gepumpt werden, oder, interessant vor allem für den Tourismus, über einen alten Kanal zwischen Elbe und Elster in die Lausitz fließen. Die eher konservative Meinung der Elbeanlieger zu diesem Plan änderte sich nach dem letzten Hochwasser. Uwe Grünwald sieht hier durchaus eine Chance zum Ausgleich. »Bei bis zu 100 Kubikmetern Wasser pro Sekunde in der Nähe von Riesa können wir der Elbe bequem einige Kubikmeter entnehmen.« Vor allem dann, wenn Dresden mal wieder überflutet wird.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/119889.elbewasser-fuer-die-lausitz.html