nd-aktuell.de / 01.12.2007 / Sport / Seite 11

Endlosnummer

Thomas Wieczorek

»Und wer nicht mehr weiter weiß, gründet einen Arbeitskreis.« Diese Politikerweisheit stand offenbar Pate beim kürzlichen Bundeskongress gegen Rassismus im Amateurfußball, bei dem sich Funktionäre, Klubvertreter und Schiedsrichter in Halle an der Saale die Köpfe heiß redeten.

Steffen Kubald, Präsident des traditionsreichen Fünftligisten Lok Leipzig brachte die Sache auf den Punkt: Der Deutsche Fußball-Bund wälze das Problem auf die kleinen Vereine ab. Der DFB wiederum sieht die Verantwortung bei der Politik: Schließlich könne man ja nicht zu jedem der 80 000 Wochenendspiele Kontrolleure schicken.

Dass kaum ein Spieltag ohne Pöbeleien, Angriffe oder Hasstiraden vergeht und der Amateurfußball zum »Abenteuerspielplatz für rechtsradikale Gruppen und frustrierte Jugendliche« (Spiegel) geworden ist, verwundert aber eigentlich nicht. Systematisch nämlich stoßen Nazis in Gefilde vor, die die Politik aufgibt. Werden Jugendklubs dicht gemacht, so hilft eben die NPD wie in Hildburghausen (Thüringen) oder Rathenow (Brandenburg) bei der Gründung von Freizeitvereinen oder initiieren wie in Lübeck richtige Fanklubs.

Wenn dann auch noch die Fußballvereine aus Kostengründen auf private Sicherheitsdienste oder auf Ordner aus dem Türsteher-, Rotlicht- und Neonazimilieu zurückgreifen, dann braucht einen nichts mehr zu wundern. Höchstens die Unverfrorenheit jener Politiker, die sich über Rassismus im Fußball echauffieren, gleichzeitig aber eine Jugendeinrichtung nach der anderen streichen, um den Superreichen möglichst eine Menge Vermögens-, Erbschafts- und Einkommenssteuern zu ersparen.

Mehr noch: Dieselben Parteiführer, die bei den Fans die große Völkerfreundschaft einfordern, lassen kaum eine Gelegenheit aus, das Lied vom »Moslem als potentiellen Terroristen« zu singen oder Unterschriften gegen »die Ausländer« zu sammeln. Weil das so ist, erstaunt es kaum, wenn der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn die kühne kompromisslose Perspektive weist: »Wir müssen die Selbstregulierungsprozesse fördern.«