Nomen est omen

Linker Studierendenverband diskutiert in Leipzig Unipolitik / Verhältnis zur Partei bleibt umstritten

  • Tom Strohscheider
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Studierendenverband DIE LINKE.SDS will am Wochenende auf einem Bundeskongress in Leipzig sein hochschulpolitisches Profil schärfen.

Der alte Lateinerspruch nomen est omen bewegt auch noch ein halbes Jahr nach seiner Gründung den Studierendenverband LINKE.SDS. Wenn an diesem Wochenende rund 100 Delegierte aus vielen Uni-Städten in Leipzig zusammenkommen, wird einmal mehr über Namensfragen debattiert – denn der Name, das wusste schon der römische Dichter Plautus, sagt schon vieles.

Fünf der knapp 20 Anträge, die bisher vorlagen, beschäftigen sich mit dem Erscheinungsbild des Verbandes: Da wird ein neues Logo gefordert, eine Änderung der Namensvorschriften für die jeweiligen Hochschulgruppen vorgeschlagen, ein neuer Titel für die hauseigene Zeitung verlangt. Eingereicht hat die meisten dieser Vorstöße die Regensburger SDS-Gruppe. Doch der Eindruck, es handele sich allein um einen Streit zwischen den Oberpfälzern und dem Rest, täuscht.

Schon vor der Gründung im Mai 2007 hatte es lange Diskussionen über das Verhältnis des Studierendenverbandes zur neuen Linkspartei gegeben. Per Selbstverständnis will die LINKE.SDS ihre Autonomie wahren; per Satzung ist man demokratisch-sozialistischer Richtungsverband und bekennt sich zugleich »zu den Grundsätzen« der Linkspartei. Letzteres sehen Kritiker einer zu engen Anbindung als »Akt vorauseilenden Gehorsams«, da eben jene Grundsätze »leider noch gar nicht feststehen«.

Die größte Sorge besteht aber wohl darin, dass der Verband weniger als linke Interessenvertretung von Studierenden erscheint, »sondern als Rekrutierungs- und Propagandaapparat der Partei«. Mit der in der Satzung und im Namenszug vereinbarten Nähe zur LINKEN habe man »viele kluge Köpfe und engagierte Gruppen abgeschreckt, weil wir eine Hürde errichtet haben, über die sie nicht springen werden, selbst wenn sie unsere Politik unterschreiben könnten«, heißt es in einem Diskussionspapier.

SDS-Vorstand Kolja Möller sieht das anders. Auch mit einem noch so lockeren Verhältnis zur Partei werde es »faktisch nie gelingen«, Studierende, die grundsätzliche Kritik an Parteien haben, zu gewinnen. Ohnehin werde der Verband als Teil des kleinen Linkspartei-Universums identifiziert. Entscheidend sei, so Möller, »aus unserem Handlungsort« – den Hochschulen – »eine eigenständige politische Strategie« zu entwickeln.

Dazu soll in Leipzig über ein hochschulpolitisches Aktionsprogramm beraten werden. Gegen die »neoliberale Umstrukturierung« von Bildung und Forschung setzt die LINKE.SDS auf demokratische und soziale Unis sowie solidarisches Lernen und kooperative Wissenschaft. Außerdem fordert man mehr Geld für Bildung. Und um die von immer stärkerem Abbau betroffenen marxistischen Lehrangebote und kritische Theorie sorgt sich der Studierendenverband auch. »Wir fordern einen hochschulpolitischen Kurswechsel in Bund und Ländern: Statt Elite-Dünkel und Exzellenz für einen erlesenen Kreis von Studierenden setzen wir auf die Öffnung der Hochschulen und Qualifizierung in der Breite«, so Möller.

Seit dem Frühjahr hat das linke Hochschulgruppen-Netzwerk deutlich zugelegt. Zählte die frühere PDS lediglich knapp ein Dutzend Uni-Gruppen, sind es inzwischen bereits über 50. Die Fusion von Linkspartei und Wahlalternative hat der linken Uni-Landschaft eine Art neues Kraftzentrum beschert. Darauf will Möller aufbauen: Ziel sei es, dritte Kraft an den Universitäten zu werden. Und zwar vor den Grünen und liberalen Hochschulgruppen.

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