nd-aktuell.de / 01.12.2007 / Politik / Seite 5

Bahn will nicht für Gedenken zahlen

Kostenfrage: »Zug der Erinnerung« soll nur Sache engagierter Bürger sein

Birgit von Criegern
Neue Hürden sind für die Organisatoren der bahnkritischen Ausstellung »Zug der Erinnerung« zum Gedenken an die Opfer des Faschismus entstanden. Für Enttäuschung sorgte dabei das Verkehrministerium.

Seit dem 8. November werden im Ausstellungszug Fotos und Briefe gezeigt, um an die deportierten Kinder und Jugendlichen im Faschismus zu erinnern. Für die Organisatoren ist das mit hohen Kosten verbunden: ingesamt 300 000 Euro.

Gehofft hatte der gemeinnützige Verein »Zug der Erinnerung« auf eine finanzielle Unterstützung des Verkehrsministeriums. Doch diese wurde nun abgelehnt. Wie die Veranstalter berichten, hatte das Ministerium mehrere Anfragen monatelang unbeantwortet gelassen und erst nach Ausstellungsbeginn mitgeteilt, eine Unterstützung sei »aus rechtlichen Gründen nicht möglich«. Erbeten hatten die Initiatoren unter anderem eine Beteiligung an den Trassengebühren, die für jeden Kilometer Gedenken im »Zug der Erinnerung« der Bahn AG anfallen. Bahnchef Hartmut Mehdorns gewinnträchtiges Unternehmen verlangt hierfür mehrere zehntausend Euro. Die fallen nun offenbar ganz auf die Veranstalter zurück. Am vergangenen Montag richteten sie daher einen Appell an den Bundestag.

Dabei verweisen sie auf den großen Erfolg der Ausstellung und regen eine parlamentarische Initiative an, um die notwendigen Mittel bereitzustellen, nachdem sowohl Bahn AG als auch Verkehrsministerium keinen Cent gewähren wollen. Von einem »überwältigenden Echo« können die Veranstalter derzeit berichten: Mehr als 20 000 Besucher drängten seit Fahrtbeginn bereits in die Ausstellung. Nötig werde eine Verdoppelung der Fahrstrecke und eine Verlängerung der Fahrtzeit bis 2008, heißt es.

Das Verkehrsministerium von Wolfgang Tiefensee (SPD) verweist in seiner Ablehnung auf »rechtliche Gründe«. »Engagierte Bürger« könnten stattdessen für eine Hilfe aufkommen. Unrühmlich ist auch das Verhalten der Bahn AG. Sie macht deutlich, sich für die Sache von »Zug der Erinnerung« nicht berufen zu fühlen. Ein Kostenerlass dürfte sie wenig schmerzen. Aufwändige Investitionen sind kein Thema für die Bahn AG, die in wenigen Tagen eine neue ICE-Strecke nach Dänemark eröffnet.