Auf dem Frauenmarkt in Sofia

Keine Summe ist zu gering, als dass man nicht darum handeln wollte

  • Ines Sebesta, Sofia
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Nein, auf dem Sofioter Frauenmarkt werden keine Frauen feilgeboten. Im 19. Jahrhundert – noch unter der Türkenherrschaft – soll es sich zugetragen haben, dass sich Frauen, die ja ins Haus gehörten, hier erstmals und offiziell unter das kauffreudige Sofioter Volk mischen durften.

Der Frauenmarkt oder »Shenski Pazar« ist auch heute ein quirliger Ort, an dem von frischen Trauben und Ziegenkäsewürfeln bis zu weniger frisch wirkenden Gummibäumen und -galoschen alles zu haben ist. Bei einem Marktbummel kommt einem manches zu Ohren.

»Kommen Sie, ein Wecker für zwei Lewa ...« Der Mann hat vor sich fünf Wecker aufgereiht. Die Romafrau neben ihm ist inmitten des Kinderschwarms kaum zu erkennen. Sie ruft dafür um so lauter: »Marlboro ...«

»60 Stotinki? Du bist wohl übergeschnappt!« Der so Geschmähte läuft seinem potenziellen Käufer trotzdem hinterher: »Lass uns drüber reden!« Es geht zwar nur um eine Summe von umgerechnet 30 Cent, aber die ist den Spaß des Handelns offenbar trotzdem wert.

Zwei beschlipste ältere Herren betreiben inmitten dahinströmender Einkaufstüten und Taschen Konversation: »Nicht dass Sie mit den Karastojanows verwandt sind?!« – »Nein, bin ich nicht.« – »Gut also. Es war mir ein großes Vergnü...


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