nd-aktuell.de / 08.12.2007 / Politik / Seite 7

Post vom Erzfeind

Bush schrieb dem nordkoreanischen Staatschef

Daniel Kestenholz, Bangkok
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il

hat ungewöhnliche Post erhalten. US-Präsident George Bush, der ihn noch jüngst einen »Tyrannen« schimpfte, hat ihm geschrieben.

Signiert habe Bush den ersten Brief zwischen Führern der USA und Nordkoreas handschriftlich, hieß es aus dem Weißen Haus. Bush gab damit ein klares Zeichen, dass er zu einer neuen Ebene der Zusammenarbeit mit Nordkorea bereit ist, ja dass er persönlich zusehen will, dass ihm einer seiner raren diplomatischen Erfolge nicht aus den Händen gleitet.

Nordkorea kostete den Erhalt des Briefes wie einen Sieg aus. Am Mittwoch war der Brief übergeben worden, Stunden später schon gab ein stolzes Pjöngjang den Erhalt durch Kim Jong Il bekannt. Hatte Bush diesem noch vor zwei Jahren »Konzentrationslager« vorgeworfen, schlug er nun freundliche Töne an. »Ich würde es als einen Präsidentschaftsbrief an einen anderen Führer einer Nation beschreiben«, erklärte seine Sprecherin Dana Perino zu dem Schreiben. Der an »Mr. Chairman« adressierte und mit »Sincerely, George W. Bush« unterzeichnete Brief diente aber auch dazu, Nordkorea zur Einhaltung seiner im Pekinger Abrüstungsabkommen vom Februar übernommenen Verpflichtungen zu ermahnen.

Im Brief offeriert Bush den Nordkoreanern auch einen besonderes Leckerbissen: die Normalisierung der Beziehungen zwischen den alten Kriegsfeinden. Doch bis dahin müsse Nordkorea komplett entnuklearisiert sein.

Dem US-Chefgesandten Christopher Hill zufolge, der diese Woche die Region bereiste, schreitet die Demontage der nordkoreanischen Atomanlagen unter internationaler Aufsicht nach Plan voran.

Bislang hat Pjöngjang alle Verpflichtungen eingehalten. Ein Streitpunkt, der dennoch zum Bruch des fragilen Pekinger Abkommens führen könnte, ist Washingtons Beharren, dass Pjöngjang neben den Plutonium-Anlagen auch sein geheimes Anreicherungsprogramm für Uran aufführt, dessen Existenz Nordkorea kategorisch verneint. Es habe dessen Existenz beim Ausbruch der Atomkrise zugegeben, behaupten die USA. Aus Pjönglang heißt es jedoch, derlei Berichte seien so falsch wie Amerikas Geheimberichte zu vielen anderen internationalen Krisen.