Teufelsaustreibung

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Dem Atheisten erscheinen die Rufe nach einem Verbot von Scientology wie die »Luzifer-Weiche!«-Rufe von Teufelsaustreibern, die nicht merken, dass sie selbst die Besessenen in diesem Dialog sind. Verboten oder nicht, ist Scientology nur Vorfeldorganisation vieler anderer Sekten und Vereine, deren Existenz den Menschen seit Ewigkeiten nicht nur Halt und Hoffnung, sondern ebenso oft Verblendung, Verdummung und häufig den vorzeitigen Tod gebracht hat.

Die Innenminister zeigen sicher zu Recht voller Empörung auf die Scientologen, ihre – je nach Betrachtung – Kirche oder Sekte zu verbieten ist jedoch wieder einmal der aussichtslose Versuch, ein Problem zu verbieten, statt es zu lösen. Wenngleich es unbillig wäre, eine Lösung den Innenministern überhaupt aufzutragen.

Zugleich ist auch die Hoffnung, mit Bildungsarbeit die Quellen des Aberglaubens auszutrocknen, ein frommer Wunsch, solange die angebotene Alternative ein anderer angeblich wahrer Glaube ist. An eine andere Kirche, an die Überlegenheit der eigenen Überzeugungen, der eigenen Welt. Deren Abgründe werden immer wieder für Nachwuchs des Aberglaubens sorgen. Das blinde Hoffen in die Wirkung der Autorität der Staatsmacht ist selbst einer dieser Abgründe.

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