Katastrophale Wortwahl

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Zugegeben, erst dachte ich, es gehe um das »Unwort des Jahres«. Doch nein, die Damen und Herren der Gesellschaft für deutsche Sprache hatten tatsächlich »Klimakatastrophe« zum »Wort des Jahres« gekürt. Nun ist das ND weit davon entfernt, die Folgen des Klimawandels zu verniedlichen, und ich ahne, auch wir haben am inflationären Gebrauch des Wortes Katastrophe unseren Anteil. Dennoch ist es wohl keine gar so gute Wort-Wahl. Denn wenn das Wort, wie es in der Begründung heißt, »die Richtung, die der Klimawandel annimmt«, zeigte – was sollten wir dann noch tun? Im Wort Katastrophe schwingt neben dem Uferlosen der Schäden immer der Charakter einer unausweichlichen Naturgewalt mit. Und gegen eine entfesselte Naturgewalt kann man nicht allzu viel tun. Vielleicht höhere Dämme bauen oder windfestere Häuser.

Doch die menschgemachte Komponente des Klimawandels ließe sich ja noch abwenden, wenigstens aber begrenzen. Um dazu zu mobilisieren, sind Katastrophen-Schlagworte und Angstmacherei kein brauchbarer Weg. Dummerweise muss sich zur Minderung des von uns verstärkten Treibhauseffekts mehr als nur die Politik einiger Regierungen ändern. Es muss ebenso Veränderungen in unserem Konsumverhalten, ja in dem ganzen System unserer Wirtschaft geben. Denn das jetzige basiert auf schrankenloser Ausbeutung der Natur und einer Kultur des Wegwerfens, die weder dem Klima noch dem Menschen nutzt.

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