Bremer Fans feiern Hannover 96

  • Daniel Meuren, Michael Müller und Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.

»Das wäre respektlos gegenüber Cottbus.« So beantwortete HSV-Trainer Huub Stevens die sicher nicht unberechtigte ND-Frage, ob er denn den verlorenen zwei Punkten nun ganz besonders nachtrauere, wo man doch sonst an München und Bremen im Spitzenkampf völlig dran gewesen wäre.

Wirklich fair und sachlich, der Mann. So wie schon vor dem Spiel gegen den Tabellenletzten aus Cottbus: »Die drei Punkte haben wir noch nicht«, hatte er immer wieder bekräftigt. Und so kam es. Energie machte dicht und behielt dabei sogar noch kühlen Kopf. Bis zum Strafraum wirkte der HSV zwar deutlich überlegen. Doch Cottbus war trotz spielerisch bescheidenerer Mittel höchst effizient, hatte mit Gerhard Tremmel einen tollen Keeper und das Glück des Tüchtigen.

Im HSV-Fanblock sah man das 0:0 letztendlich eher gelassen. Dort feierte man statt dessen die Schlappe der Bremer in Hannover bis zum Abwinken.

*

Bei den »Roten«, wie Hannover 96 trotz seiner schwarz-grün-weißen Vereinsfarben genannt wird, ist das Geld schon abgeschafft. Mit Kommunismus hat das allerdings wenig zu tun, im Gegenteil. An den Bier- und Wurstbuden rund um die »AWD«-Arena kann man nur mit Chipkarten bezahlen. Die muss der Besucher zunächst an speziellen Ständen erwerben. Beim Getränkekauf wird die Karte eingelesen und der jeweilige Betrag davon abgezogen. Restguthaben können wieder an einem weiteren Schalter erstattet werden.

Das bringt manchen Ärger, doch für den hatte diesmal kaum jemand Zeit – 4:3 gegen Werder Bremen. Was für Spiel, was für ein Sieg! Mann des Tages bei Hannover war der schon als Fehleinkauf abgestempelte und von Trainer Dieter Hecking heftig gerüffelte Stürmer Mike Hanke. Drei Tore für seine Mannschaft schoss er selbst, zu dem vierten, einem Eigentor des Bremer Kapitäns Frank Baumann, gab er die Flanke. Nun hat er bereits achtmal getroffen und sich in der Torjägerliste weit nach oben geschoben. Die Statistik interessiere ihn aber nicht, schwindelte Hanke nach der Partie ein bisschen.

*

In Frankfurt wurde die Premiere des Stücks »Die Rückkehr des verlorenen Jones« gegeben. Das Spießrutenlaufen für den ehemaligen Frankfurter Publikumsliebling Jermaine Jones begann schon 35 Minuten vor dem Anpfiff. Da betrat der in Frankfurt-Bonames aufgewachsene ehemalige Kapitän der Frankfurter Eintracht in seinem neuen königsblauen Trikot den Rasen fürs Aufwärmprogramm des FC Schalke 04. Die bereits im Stadion versammelten Eintrachtfans huben zum Pfeifkonzert an, unterbrochen lediglich von Schmähgesängen, deren Text nicht wirklich druckreif ist.

Dieses Missfallen waren das Echo darauf, dass Jones in der Vorsaison seinen bereits vertraglich fixierten Wechsel zu Schalke monatelang geleugnet und gar in einem Eintracht-Fan-Internetforum unter dem Rubrum »Nichts als die Wahrheit« seine Vereinsverbundenheit betont hatte. So etwas verzeihen die Fan selbst heute nicht, wo sie von so manchen heuchlerischen Wappen-Küssern Woche für Woche für dumm verkauft werden.

Immerhin zeigte sich Jones nach Spielschluss als Sportsmann. Erst umarmte er jeden Ex-Kollegen, dann tauschte er auch noch sein Trikot mit Benni Köhler.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal