Super-GAU für Schavan?

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

Manchmal möchte man Mäuschen sein. Zum Beispiel in der Runde jener Juroren, die zu entscheiden haben, welche Schulen in diesem Jahr einen der fünf deutschen Schulpreise erhalten. Man wolle ein Zeichen setzen, dass in Deutschland trotz unbefriedigender PISA-Ergebnisse eine vorbildhaft gute Schule machbar sei, heißt es in der Ausschreibung. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) wird die Gewinner ehren.Schaut man auf die Liste der möglichen Preisträger, könnte das eine peinliche Angelegenheit für die Verfechter eines auf frühzeitige Selektion setzenden gegliederten Schulsystems werden. 170 Schulen haben sich beworben und die Jury hat daraus zehn Kandidaten ausgewählt.

Die Hälfte davon sind Schulen, die sich das längere gemeinsame Lernen und die Reformpädagogik auf die Fahnen geschrieben haben. Eine davon ist die Helene-Lange-Gesamtschule in Wiesbaden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Schule, in der es keinen Noten- und Lehrplanzwang, keine Differenzierung nach Leistungsgruppen gibt und in der jedem Kind sein eigenes Lerntempo zugestanden wird, mit einem Preis ausgezeichnet wird. Für Schavan wäre das der Super-GAU, hieße das doch, dass die Beschwörungsrituale, die die Schulstrukturdebatte aus der Öffentlichkeit verbannen wollen, endgültig nicht mehr funktionieren.

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