Zu Beginn der Woche wurde die Robert-Bosch-Gesamtschule (RBG) in Hildesheim mit dem Deutschen Schulpreis 2007 ausgezeichnet. Die Schule setze bei der Ausgestaltung als Ganztagsschule Maßstäbe, hieß es in der Begründung der Jury. Bundesbildungsministerin Annette Schavan überreichte die Auszeichnung in Berlin.
Bei der Verleihung des Preises rannten die niedersächsischen CDU-Minister Harmut Möllring (Inneres) und Bernd Busemann (Bildung) als erste auf die Bühne, obwohl dort doch eigentlich nur die Schüler und Lehrer der Schule etwas zu suchen gehabt hätten. Ohne jegliche Scham stellte sich Minister Busemann, der noch vor wenigen Wochen lauthals erklärt hatte, es würde in Niedersachsen kein Bedarf an neuen Gesamtschulen bestehen, obgleich in diesem Jahr 2300 Schüler an den existierenden Gesamtschulen abgewiesen werden mussten.
Die Robert-Bosch-Gesamtschule zeigte bereits in ihrem Gründungsjahr 1969 die unterschiedlichen Auffassungen der Parteifunktionäre in der Stadt Hildesheim. Der damalige Senator Anton Theyssen (CDU) sagte, die Gesamtschule, wenn sie denn nicht obligatorische Einheitsschule werden würde, führe zur Bildung von Privatschulen, die sich dann lediglich um die »Elite« bemühen würden. Fünf Jahre später bekannte sich Theyssen ausdrücklich zum dreigliedrigen Schulsystem: »Wir brauchen eine Eliteschule! Wenn wir die Gesamtschule einführen, befürchte ich, dass wir dann alle die gleiche Mittelmäßigkeit teilen.«
Was lernen wir daraus? Heute, wo immer mehr Privatschulen gegründet werden, die sich um die Ausbildung einer bürgerlichen Elite bemühen und den Gesamtschulen der harte Wind aus den meisten Landesregierungen ins Gesicht bläst, kann doch nur eine Schlussfolgerung aus des Senators Worten gezogen werden: Die Gesamtschule muss in Deutschland obligatorische Einheitsschule werden! Was sonst sagt uns der Schulpreis 2007?
Der Autor ist freier Journalist und Vater einer Schülersprecherin der RBG in Hildesheim
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/120861.mit-falschen-lorbeeren-schmuecken.html