nd-aktuell.de / 15.12.2007 / Kommentare / Seite 4

Wer gehört zur Mitte?

Michaela von der Heydt

Eine leicht steigende Geburtenrate und eine wachsende Antragsflut für das Elterngeld konnte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen gestern als Erfolg für ihr Projekt verbuchen. Auch dass mehr Väter sich wenigstens zwei Monate Zeit für den Nachwuchs nehmen, ist sicher besser als nichts.

Dass aber die Ministerin frohlockt, das Elterngeld sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, ist eine sehr kritikwürdige Wertung. Denn ein Drittel der Antragsteller bekommt nur den Mindestsatz von 300 Euro. Und das heißt auch, dass sie nur halb so viel Unterstützung für die gleiche Erziehungsleistung bekommen wie mit dem früheren Erziehungsgeld, das für zwei Jahre gezahlt wurde. Das gilt für Erwerbslose, Hausfrauen, Geringverdiener ebenso wie für Studenten oder Doktoranden. Nachteile haben aus gleichem Grund jene, die weniger als 600 Euro erhalten. Wie viele das sind, bleibt unklar. Sie gehören zu den 52 Prozent der Antragsteller, die zwischen 301 und 999 Euro erhalten. Diese Mütter aus der Mitte der Gesellschaft auszuschließen, ist nicht fair und offenbart, wie wenig die Ministerin durch ihre privilegierte Biografie von der Mitte der Gesellschaft weiß. Ist dem nicht so, ist es ärgerlich, dass die bekennende Christin diese Ungerechtigkeit nicht einmal benennt.