Bar ist wahr

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Kindheit ist ein Selbstwert. So? Was wie eine Binsenweisheit klingt, wurde doch längst zur provokativen Behauptung gegen den Lauf der Dinge. Kindheit ist nicht Kindheit an sich, sondern Mittel zum Zweck. Immer muss aus Kindern etwas gemacht werden, ein Mensch zum Beispiel oder etwas Anständiges, und es kann gar nicht früh genug beginnen mit dem Kneten, Formen, Erziehen, kurz: mit dem Erwachsenwerden. Auch zu Weihnachten, so diverse Umfragen, offenbart sich die rasche, listige, schlaue, also erfolgreiche Annäherung des kindlichen Gemüts an die Realität der Verwandten: Immer mehr Kinder wünschen sich – Geldgeschenke. Einzig das Bare ist das Wahre!

In diesem Begehren nach dem Schein, der nicht trügen möge, bündelt sich die Weltlage: Vieles macht unabhängig, aber nur Geld macht wirklich frei; Muße für unbezahlbares Schenken (es setzt Ideen voraus!) hat sowieso niemand; Geld ist auch in geringen Mengen eine Schmerztablette gegen jene Existenzangst, die heutzutage früher in ein Menschenleben tritt als einst; Geld hilft für das, was man braucht – wer fragt da noch, was der Mensch so eigentlich nötig hätte? Es geht darum, dass sich Leben bezahlt macht. Es könnte leicht sein, dass man darüber vergisst, was zählt. Auch bestimmte Kinderwünsche arbeiten einer Klimakatastrophe zu. Zur Katastrophe gehört übrigens, dass die Kinder unschuldig sind und ihr Geldwunsch sehr verständlich ist.

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