nd-aktuell.de / 29.12.2007 / Reise / Seite 15

Mit dem Mount Everest auf Augenhöhe

»Trekkingtour« ohne Quälerei von Nepals Hauptstadt Kathmandu zum höchsten Berg der Welt

Heidi Diehl

Im Morgengrauen herrscht auf dem Flugplatz von Kathmandu eine Geschäftigkeit, die sehr an das Treiben auf einem orientalischen Basar erinnert: Gepäckträger laufen laut schreiend potenziellen »Opfern« in der Hoffnung auf eine angemessene Entlohnung fürs Gepäckschleppen hinterher, babylonisches Sprachengewirr schwingt durch die Abfertigungshalle, Flughafenmitarbeiter trennen wild gestikulierend Männer und Frauen für die üblichen Leibesvisitationen, riesige Gepäckstücke werden auf die Waage gehievt. Kathmandu ist Ausgangspunkt für Bergsteiger und Trekking-Touristen aus aller Welt, die in den Bergen des Himalajas den ultimativen Adrenalinkick suchen. Mount Everest, Lhotse oder Nuptse ziehen alljährlich Tausende in ihren Bann.

Nicht alle haben den Ehrgeiz oder die Kondition, den Aufstieg zu wagen. Aber wer erst einmal bis Kathmandu gekommen ist, schafft das letzte Stück bis zum Dach der Welt ganz locker – mit Yeti Airlines. Noch bevor die Sonne die Gipfel bezwungen hat, starten die kleinen Flugzeuge mit maximal 30 Personen zu Rundflügen entlang der Himalajakette. Sie fliegen in einer Höhe von rund 8500 Meter und gestatten so eine Begegnung mit den steinernen Riesen auf Augenhöhe.

Die Fotoapparate im Anschlag haben die »Souvenirjäger« vor allem ein Ziel – den 8848 Meter hohen Mount Everest, den höchsten Berg der Welt. Was hat man nicht alles für Legenden über ihn gehört und gelesen, dabei bangte man mit dem Sherpa Tenzig Norgay und dem Neuseeländer Edmund Hillary, die den Gipfel am 29. Mai 1953 als Erste erreichten, und quälte sich in kühnen Träumen selbst den Berg hinauf – wohl wissend, niemals die eigenen Füße dorthin zu setzen. Und plötzlich ist man ganz nah dran, meint fast, ihn greifen zu können.

Doch dieses Privileg soll tatsächlich denen bleiben, die sich monatelang dafür schinden. Wir hingegen schalten die Automatik der Kameras auf Dauerbeschuss, und als die freundliche Flugbegleiterin wohl das tausendste Mal in ihrem Leben sagt: »In front You can see the Everest« drücken wir den Auslöser, bis der Berg aller Berge aus dem Blickwinkel verschwindet. Stolz werden wir später die Fotos den Daheimgebliebenen zeigen, nicht ohne zu erwähnen, dass wir ihm bis auf acht Kilometer nahe gekommen sind.

Wer will, darf sich das Ganze Spektakel auch aus der Kabine der Piloten ansehen, hier über dem Himalaja scheint die Angst vor Terroristen noch nicht angekommen zu sein. Natürlich will jeder! Am meisten scheint das ständige Kommen und Gehen die Piloten zu begeistern. Eine Frage an sie genügt, und sie drehen sich beide gleichzeitig um, um sie zu beantworten. Die Hände, gerade noch am Steuerknüppel, gestikulieren jetzt wild durch die Luft. Eine Frau, die wohl noch nie was von Autopiloten gehört hat, stößt einen Entsetzensschrei aus und eilt schleunigst zu ihrem Platz zurück. Während die Flugbegleiterin versucht, die Ängstliche zu beruhigen, erklären die Männer im Cockpit längst dem Nächsten mit Händen und Füßen die atemberaubende Aussicht auf den Himalaja.

Draußen indes zieht die Natur alle Register. Die Sonne hat es jetzt über die Gipfel geschafft und lässt die schneebedeckten Berge glitzern, scharf zeichnen sich die Kanten ab. Acht der weltweit 14 Berge, die mehr als 8000 Meter hoch sind, liegen in Nepal. Vier von ihnen – neben dem Mount Everest der Lhotse (8516 Meter), der Makalu (8463) und der Shisha Pangma (8013) – kommen uns während des einstündigen Fluges vor die Linse. Dazu etliche der mehr als 100 Siebentausender, die das Gesicht Nepals prägen.

So majestätisch der Anblick ist, keinesfalls sollte man vergessen, auch mal einen Blick nach unten zu werfen, ins Kathmandu-Tal mit seinen zahlreichen Seen, Flüssen und Schluchten. Hier liegen mit Kathmandu, Bhaktapur und Patan drei Städte, die die UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen hat. Später werden wir sie sehen und nicht weniger als über die Naturschönheiten darüber staunen, was Menschen über die Jahrhunderte geschaffen und bewahrt haben.

• Weitere Infos: Lernidee Erlebnisreisen, Eisenacher Straße 11, 10777 Berlin, Tel.: (030) 786-00 00, Fax: -55 96, E-Mail: team@lernidee.de[1], www.lernidee.de[2]
• Everest Flüge: www.yetiairlines.com[3]
• Literatur: Nepal, Nelles Verlag GmbH, Machtlfinger Straße 11, 81379 München, Tel: (089) 357194-0, Fax: -30, www.nelles-verlag.de[4]

Links:

  1. team@lernidee.de
  2. http://www.lernidee.de/
  3. http://www.yetiairlines.com/
  4. http://www.nelles-verlag.de/