Unschuldig, unverbesserlich

Leben und Schreiben. Die Tagebücher von Martin Walser 1963 bis 1973

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Er hat darunter gelitten, am meisten vielleicht sogare unter einer gewissen Unheilbarkeit dieses Leidens: Martin Walser lehnte das gesellschaftlich Zweckdienliche von Literatur strikt ab – und war doch immer jemand, der mit der Kraft und dem großen Radius seiner Stimme regelmäßig, reflexhaft mitunter ins Politische eingriff. Aber der »Dienst der Verbreitung menschenfreundlicher Ideen« bleibe, wenn er sich außerhalb des Werkes vollziehe, »ein ganz sinnloser Dienst – Franz von Assisi war kein Funktionär, Kafka auch nicht«. Wer sich als Schriftsteller engagiere, komme nach Walser in die Gefahr einer »fremden Zunge« – er rackert sich gewissermaßen auf einem Feld ab, auf welchem die Sprache nur Gaul ist, vorgespannt den rostigen Gerätschaften des Ideologischen, das lediglich Tendenz säen will, wo der Dichter Leben pflanzt.

Wenn Walser etwas »lehrt«, dann bleibt es auch in diesen Tagebüchern eines: Sprache ist das wertvolle...


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